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Hangay
von Rainer Castor

Im sterbenden Universum Tarkan war Hangay Teil ei­nes Galaxienhaufens aus zwanzig Groß- und mehr als zwei Dutzend Kleingalaxien. Bei den Hauri und dem Hexameron wurde Hangay Maghruu Maghaa oder Eshra Maghaasu (»Zwanzigstätten«) genannt. Es handelt sich um eine Spiralgalaxis vom Typ Sc mit vergleichsweise kleinem Kern- und Zentrumsbereich, während die Spiralarme eher offen und weit ge­schwungen sind (in der Hangay-Karte sind die Spi­ralarme schematisch angedeutet). Zu der Sterneninsel mit einem Durchmesser von 130.000 Lichtjahren gehören rund 230 Milliarden Sonnenmassen.

Das gewaltige Black Ho\e Athaniyyon im Hangay-Zentrum hat mit 16,2 Millionen Sonnenmassen einen Schwarzschildradius von etwa 48 Millionen Kilome­tern; der Durchmesser des Ereignishorizonts ent­spricht mit rund 96 Millionen Kilometern also fast dem Abstand Sol-Venus. Athaniyyon hat sich erst vor kurzem eine Reihe von Sternen einverleibt und läuft zu beachtlicher Aktivität auf - der Durchmesser der Akkretionsscheibe erreicht 235 Millionen Kilometer, die Temperaturen betragen viele Millionen Grad. Hier werden selbst Sonnen von den Gezeitenkräften zer­rissen: Der Scheibenrand rotiert mit etwa 135.000 Kilometern pro Sekunde - dennoch werden für einen Umlauf rund 1,5 Stunden benötigt. Hinzu kommt, dass sich im Umfeld von Athaniyyon bis zu einer Ent­fernung von etwa vier Lichtjahren insgesamt rund 27.000 »kleinere« Black Holes mit bis zu 1300 Sonnenmassen und einem Schwarzschildradius von knapp 4000 Kilometern tummeln.

Seit der Versetzung ins Standarduniversum gehört diese Sterneninsel zur Lokalen Galaxiengruppe und somit zur Mächtigkeitsballung von ES - rund 2,13 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße, etwa 1,12 Millionen Lichtjahre von Andromeda/Hathorjan sowie 874.000 Lichtjahre von Pinwheel/Ardustaar als den drei größten Mitgliedern entfernt. Bezogen auf die ga­laktische Hauptebene der Milchstraße befindet sich Hangay fast 810.000 Lichtjahre »unterhalb«. Op­tisch sichtbar ist Hangay nur aus geringer Distanz, denn erst seit der Materialisation breitet sich das Licht der Sonnen im Standarduniversum aus und hat seither noch nicht einmal 900 Lichtjahre zurückgelegt.

 

Geschichte

 

Um dem drohenden Kollaps und Wärmetod Tarkans zu entgehen, wollten die 22 Völker der Kansahariyya ein anderes, expandierendes Universum erreichen: Hierzu rief der um 50.200 vor Christus von den Kartanin und weiteren führenden Völkern der Galaxis Hangay gegründete »Bund der Zweiundzwanzig« etwa 50.610 vor Christus um Hilfe. Die Superintelligenz ESTARTU folgte diesem Ruf, der die interuniverselle Barriere durchbrach, erreichte Tarkan durch das Kosmonukleotid DORIFER/DORIICLE-2 und initiierte dort das »Projekt Meekorah« (»Das Auswärtsstreben­de«) mit dem Ziel, ganz Hangay ins Standarduniver­sum zu versetzen.

Das Hexomeron unter dem Herrn Heptamer, das den Wärmetod durch die Verstärkung der Entropie be­schleunigen wollte, versuchte dagegen den Transfer Hangays mit seinem Hilfsvolk der Hauri zu verhin­dern. Der Hintergrund führt uns noch tiefer in die Ver­gangenheit: Bereits vor etwa zwölf Millionen Jahren wurden Arufur, Sinveghal, Nairmivan, Aqossu, Kashirishgal, Oveltan und Sirixim von den Kosmokraten zu neuen Mächtigen ernannt, die die Entwicklung des Lebens im Universum Tarkan fördern sollten. Doch angesichts des absehbaren Endes dieses Univer­sums wuchsen in ihnen Unzufriedenheit und Zweifel, so dass ein »Angebot« des Chootorchen Xpomul in dem ehemaligen Herrscher Sirixim neues Verlangen nach Macht weckte.

Xpomul gab ihm die Fähigkeit, sich an jeden Ort des Universums zu versetzen, und machte ihn zum Herrn Heptamer, dem Herrn des Siebten Tages und Oberhaupt des Hexameron, das von den anderen sechs Mächtigen Tarkans gebildet wurde. Sirixim, der den Namen Siquim Malkar annahm, machte die übri­gen Mächtigen zu Fürsten der Stärke und Fürsten des Glaubens: Geistwesen, die beliebige Körper proji­zieren konnten. Das Symbol der Lehre der Letzten Sechs Togo war ein Halbkreis, aus dem sechs von links nach rechts größer werdende Zacken hervor­stießen.

Vor rund zehn Millionen Jahren gab der Herr Hepta­mer dann beim »Konzil in Amringhar« erstmals die Absicht bekannt, den Ablauf der Sechs Tage, wie das Ende Tarkans symbolhaft genannt wurde, zu beschleunigen - Ziel war die Schaffung eines neuen Universums, zu dessen Beherrscher Sirixim be­stimmt war. Hierzu mobilisierte das Hexameron durch den Glauben an die Lehre der Sechs Tage alle Kräfte seines Universums - so zumindest lautete die im Auftrag des Kosmokraten Taurec an Perm Rhodan übermittelte Information Voltagos (PR 1593). Inzwischen wissen wir, dass Amringhar mit der Großen Magellanschen Wolke identisch ist, wo spä­ter mit dem Paura-Black-Hole der Standort der (falschen) »Zeittafeln von Amringhar« der Superin­telligenz ES verbunden wurde. Weiterhin ist aller­dings die Frage unbeantwortet, ob die Vertrindung des Herrn Heptamer und des Hexameron mit dem Standarduniversum in Form des Konzils von Amring­har ausschließlich mit dem Einsatz der »Materiawippen« erklärt werden kann, mit denen große Materie­mengen aus anderen Universen nach Tarkan beför­dert werden sollten, um - neben der Manipulation der Gravitationskonstanten - den Prozess des Tarkan-Kollaps’ zu beschleunigen. Berücksichtigen wir aller­dings die Zugehörigkeit des Hexameron zu den Mächten des Chaos sowie den Einfluss des Chaotar­chen Xpomul ebenso wie die nun in Hangay entste­hende Negasphäre, lässt sich trefflich darüber spe­kulieren, ob wir es in Wirklichkeit nicht mit einem Langzeitplan der Chaosmächte zu tun haben, der be­reits mit dem Konzil von Amringhar seinen Anfang genommen und von Anfang an eben diese Negasphäre zum Ziel gehabt hat...

ESTARTU jedenfalls traf seinerzeit auf den erbitterten Widerstand des Hexameron, stellte sich um 50.500 vor Christus dem Herrn Heptamer auf der Eisweh Zerenghaa zum Kampf und unterlag zum Schein, um das Hexameron von der Kansahariyya abzulenken. Hierzu spaltete die Superintelligenz ihr Bewusstsein in Fragmente - anfangs nur auf 500 Juatafu-Roboter, die sich jedoch vermehrten und die Hälfte der Be­wusstseinssplitter an das Volk der Benguel weiterga­ben. Beliebige Mengen dieser Fragmente konnten durch den Prozess der Dualfusion wieder miteinan­der verschmolzen werden und so genannte Dualblöcke bilden, denen ein Teilwissen der Superin­telligenz innewohnte.

50.035 vor Christus startete die NARGA SANT unter dem Kommando des Kartanin Oogh at Tarkan von ei­ner kartanischen Kolonialwelt, verließ Tarkan durch das Nachod as Qoor und materialisierte im Bereich der Mächtigkeitsballung von ESTARTU. Das Kosmonukleotid DORIFER reagierte 50.027 vor Christus auf das Durchbrechen der interuniversellen Barriere mit einer Erhöhung der Psi-Konstante, wurde zu einem permanenten Brüter und vereitelte ESTARTUS Plan, nach dem die Nakken eine Dimensionsbrücke zwi­schen Tarkan und Meekorah errichten sollten.

Etwa 49.500 vor Christus stagnierte das Projekt Meekorah aufgrund des Ausbleibens einer Nachricht von der NARGA SANT. Deshalb traten langlebige Dualblöcke, die aus dem Reservoir der Bewusst­seinsfragmente der Juatafu/Toto Duga und der Ben­guel hervorgingen und als Gebilde übergeordneter Struktur existierten, als Zentrale Wissensautorität mit dem Wissenschaftler Bradiron in Verbindung. Im Lauf der Jahrtausende interpretierten Philosophen der Kansahariyya die Zentrale Wissensautorität, die zu den Forschern und Ingenieuren des Bundes der Zweiundzwanzig sprach, als das hyperphysikalisch sublimierte und komprimierte Wissen aller Techniker und Wissenschaftler, die bisher am Projekt Meekorah gearbeitet hatten.

Während das Hexameron durch gezielte Infiltration für einen allmählichen Niedergang der Kansahariyya-Völker sorgte, nahm ESTARTU um 35.000 vor Christus durch einen großen Dualblock mit ihrem Bruder ES Kontakt auf. Hintergrund war, dass die Toto Duga und insbesondere die Benguel unmittelbar vor der Zeit der Reife eine Shehara (Imago) als Anführer brauchten, der ihnen den Weg wies und sie vor dem Hexameron beschützte. Die Superintelligenz von Wanderer wies ESTARTU auf die beiden Zellaktivato­ren hin, die ihr von den Kosmokraten anvertraut wur­den. Durch eine Dualfusion in unmittelbarer Nähe konnten diese so moduliert werden, dass sie für die Benguel und Juatafu zu einem Leuchtfeuer wurden, so dass allen Widerständen zum Trotz nicht nur die Versetzung Hangays gelang, sondern auch die Wie­derentstehung ESTARTUS.

Der Transfer Hangays vollzog sich in vier Schüben: Der erste erfolgte am 31. Januar 447 NGZ, der zweite am 2. April 447 NGZ, der dritte am 30. November 447 NGZ und der vierte am 28. Februar 448 NGZ. Sämtli­che Sterne eines Schubes materialisierten gleichzei­tig und brachten ihre eigene Raumzeit mit - das war der Grund dafür, dass der interstellare Raum des transferierten ersten Viertels auch im Standarduni­versum noch von einem düsterroten Leuchten erfüllt war, das erst im Lauf der Zeit verschwand.

Im Februar 448 NGZ fanden sich auf dem Planeten Narna riesige Flotten der Benguel ein. In ihrer Spra­che bedeutete Narna »Zusammensein«, »Konzentration«, während der ursprüngliche Name des einzi­gen Planeten der gelben GOV-Sonne Mystikon Ushindi lautete. In Tiefen zwischen 12 und 25 Kilometern gibt es umfangreiche Hohlräume - eine künstliche Welt, die von über vier Milliarden Toto Duga bevölkert wurde, während auf den subplanetaren Raumhäfen 40 Millionen Schiffe stationiert gewesen waren.

Auf Narna kam es dann am 8. März 448 NGZ zur großmaßstäblichen Dualfusion der Benguel mit den

Juatafu-Robotern und somit zur Wiedererstehung der Superintelligenz: Mit Vennok als Katalysatoren der Dualfusion verschmolzen die 8,5 Milliarden Be­wusstseinsfragmente und lösten einen psionischen Sturm aus, während sich ESTARTU zunächst in Ge­stalt der riesigen Frau Hirdal manifestierte. Die see­lenlos gewordenen Toto Duga kehrten nach ESTARTUS Wiedererstehung in ihr subplanetares Reich zurück und deaktivierten sich. Ehe sie zu ihrem verwaisten Machtbereich aufbrach, um sich den Völkern der Zwölf Galaxien zu widmen, erfüllte ESTARTU Oogh at Tarkans sehnlichsten Wunsch und nahm sein Be­wusstsein in sich auf (PR 1396,1399).

Der DORIFER-Schock vom 10. März 448 NGZ - bei dem das Kosmonukleotid DORIFER »dichtmachte« und durch «Jen die Schiffe der terranischen Tarkan-Flotte im Kugelsternhaufen Rangvilaan (Kartanin-Bezeichnung: Zu-Shi) für 695 Jahre in Stasis eingela­gert wurde - und die Nachwirkungen des Strangeness-Schocks hatten eine kollektive zivilisatorische Degeneration zur Folge. Erbittert attackierten die Hauri die Völker der Kansahariyya, unter denen selbst ebenfalls Streit ausbrach. Die Nation der Hangay-Kartanin zerfiel in über zwanzig unabhängige Diadochenreiche, darunter die Reiche der Sashoy, Neolyger, Quiyin und Karaponiden. Der Gründer und erste Flerrscher des zunächst elf Sonnensysteme umfassenden Karaponidenreiches war der Supremrat Thoy-Dak, ein früherer Flottenkommandant der Kansahariyya.

Ende 448 NGZ begannen die Flauri, die sich aufgrund ihrer Strangeness-Immunität als einzige Bewohner Flangays frei in der Lokalen Gruppe bewegen konn­ten, Angriffe auf die Milchstraße und leiteten damit den »hundertjährigen Krieg« ein, wenngleich eine Langzeitwirkung der Strangeness auch die Flauri ab 463 NGZ allmählich degenerieren ließ. Nachdem 495 NGZ der Chronopuls-Wall um die Milchstraße ge­schlossen war, ging außerhalb davon der Große Krieg weiter.

Während der Monos-Ära erreichte die Größe des Karaponidenreichs 485 Sonnensysteme in einem Raumgebiet von knapp 100 Lichtjahren Durchmes­ser. Nach dem Ende der Monos-Diktatur im Jahr 1147 NGZ normalisierten sich die Beziehungen zwischen den Ardustaar- und Hangay-Kartanin. Die engen Han­delsverbindungen mit den patriarchalisch organisier­ten Hangay-Kartanin weichten auf Kartan die starren Strukturen des Matriarchats weiter auf. Die Ge­schlechter wurden juristisch gleichgestellt, so dass dem Kreis der Hohen Frauen auch männliche Kartanin angehören konnten.

Im Auftrag der Hohen Frau Mei-Mei-H’ar schlichtete Dao-Lin-H’ay 1179 NGZ in Hangay einen von der geächteten Kartanin-Familie L'ung geschürten Kon­flikt zwischen den Vennok und den Mamositu. Ge­meinsam arbeiteten Dao-Lin-H’ay und Ronald Tekener dann für die Einheit Hangays und Ardustaars. Während Dao-Lin-H’ay in ihrer Heimat tätig wurde,

nahm der Galaktische Spieler auf Vinau Einfluss auf die Kansahariyya, um den Bund der zweiundzwanzig Völker zu festigen. In kühnen Aktionen, die ihm den Namen »Hasardeur von Hangay« einbrachten, konn­te er die zerstrittenen Hauri vereinigen und befrie­den.

1275 NGZ stellte Tekener in Hangay den Karaponiden Ten-No-Thau, der eine gefürchtete Bande von Piraten anführte, auf dessen Hauptbasis Taukaah im Rumura-System. Mitte des Jahres 1288 NGZ ging Tekener in Hangay gegen den Karaponiden Amos-Tar-Ney vor, der unter dem Deckmantel eines Bestattungsunter­nehmens eine galaxisweite Verbrecherorganisation aufgebaut hatte und mit den Galactic Guardians in Kontakt stand. Tekener wurde von Amos-Tar-Ney überwältigt, auf dem Planeten Sumac mit einem Le­benserhaltungssystem verbunden und lebendig be­graben. Da Amos-Tar-Ney bei seiner Verhaftung ums Leben kam, dauerte es neun Monate, bis Dao-Lin-H’ay den Smiler entdeckte und aus seinem Gefäng­nis befreite. Um sein albtraumhaftes Erlebnis verar­beiten zu können, flog Tekener in die Milchstraße.

In den nachfolgenden Jahrzehnten vergrößerten sich ohne die Vermittlung von Dao-Lin-H'ay und Tekener, die zunächst mit der GILGAMESCH nach Chearth geflo­gen und später an Bord der SOL waren, angestachelt durch Aktionen der Galactic Guardians und anderer Gruppen des Organisierten Verbrechens sowie einiger machtlüsterner Emporkömmlinge in den kleineren Kartanin-Reichen die Spannungen in Hangay. Die Völ­ker betrachteten einander mit erhöhtem Misstrauen, zu offenen kriegerischen Auseinandersetzungen kam es jedoch nur in wenigen Ausnahmefällen...

1327 NGZ übernahm Regent Gyon-T’an auf Vinau die Herrschaft und weitete im Blitztempo seine Macht aus. Anfang 1330 NGZ herrschte er über 1011 Son­nensysteme in einem Raumgebiet von rund 750 Lichtjahren Durchmesser. Durch Heirat und einen von Vinau aus eingefädelten Umsturz gelang Gyon-T'an die faktische Übernahme zweier benachbarter kleinerer Diadochenreiche, so dass die Vinau-Koalition nach dem Reich der Karaponiden unangefochten die zweite Macht der Galaxis Hangay darstellt. Zen­trum des Imperiums von Korapon ist der Planet Karapon im Sonnensystem Angim/Mratab, nur 1020 Lichtjahre vom hangay-kartanischen Zentralsystem Charif entfernt. Der neue Kaiser Loan-P’ang herrsch­te 1330 NGZ über 1625 Sonnensysteme in einem Raumgebiet von etwa 1100 Lichtjahren Durchmes­ser.

Neben diesen beiden sowie 18 weiteren kleineren Kartanin-Reichen existierten vor dem Hyperimpe­danz-Schock 28 der völlig untereinander zerstritte­nen Hauri in Hangay. Hinzu kamen 264 Reiche, Impe­rien und sonstige ebenfalls zersplitterte und rivali­sierende Einflusssphären von Coupellaren, Gryolen, Mamositu, Planta, Peergateter, Vennok und der übri­gen ehemaligen Kansahariyya-Völker.

Im Frühjahr 1329 NGZ riefen die Kräfte der Vernunft auf dem symbolträchtigen Planeten Narna einen Konvent ein, der Hangay im letzten Moment auf den Pfad des Friedens zurückführen sollte. Doch am 6. April 1329 NGZ kam es zu einem Attentat, bei dem unsichtbare Einzelkämpfer praktisch die diplomati­sche Führungsspitze der gesamten Galaxis Hangay auslöschten. Welches der Völker eine Technologie entwickelt hatte, die ein derartiges Attentat ermög­lichte, wusste niemand. Dennoch wirkte sich das blu­tige Ereignis von Narna in zweierlei Hinsicht auf den brüchigen Frieden katastrophal aus: Erstens be­schuldigte jedes Volk die jeweils anderen (in erster Linie natürlich den jeweiligen »Lieblingsfeind«), an dem Massaker schuld zu sein. Zweitens fürchtete je­des Volk insgeheim die frisch erworbene Macht des unbekannten Attentäters - die es immerhin möglich machte, unerkannt die Führungsschicht der Völker wegzumeucheln.

Die Frage nach dem Schuldigen wurde dabei noch er­schwert durch die Tatsache, dass sämtliche teilneh­menden Völker betroffen waren. Eine Ausnahme, die vermutlich mit dem Schuldigen identisch gewesen wäre, gab es nicht - was unter dem Strich zu einer schweren, weiterhin andauernden entscheidenden Verschärfung der Lage führte. So sehr, dass Hangay 1330/1331 NGZ am Vorabend eines Krieges stand und wirksam daran gehindert wurde, sich um eine veränderte Hyperimpedanz Sorgen zu machen. Dar­an änderte sich auch durch die Anwesenheit der SOL wenig bis gar nichts...

Hangay erwies sich in den beiden Jahren vor dem Hyperimpedanz-Schock vom 11. September 1331 NGZ als ziemlicher Flickenteppich völlig zersplitterter und rivalisierender Machtgruppen unterschiedlichster Völ­ker auf unterschiedlichem Technikniveau als Ergeb­nis und Nachwirkung des mit der Versetzung vom sterbenden Universum Tarkan ins Standarduniver­sum verbundenen Strangeness- und DORIFER-Schocks und der nachfolgenden Degeneration, die nur in we­nigen Fällen komplett überwunden werden konnte.

 

Völker und Welten

(nur eine unvollständige Zusammenstellung)

 

Kartanin

Die von feliden Vorfahren abstammende Kartanin sind humanoide Geschöpfe mit sehr menschenähnli­cher Gestalt, aber katzenhaften Gesichtszügen. Sie haben keinen Schwanz und sind keine Zehengänger, sondern wie Menschen Sohlengänger. Weibliche Kar­tanin wirken schlank und grazil, männliche Kartanin sind deutlich muskulöser und häufig auch gedrunge­ner. Statt Finger- und Zehennägeln verfügen die Kar­tanin über ausfahrbare, rasierklingenscharfe Krallen. Die Lebenserwartung beträgt etwa 120 Jahre.

Vinau ist der zweite von zwölf Planeten der weißgel­ben F9V-Sonne Charif, 33.000 Lichtjahre vom Hangay-Zentrum entfernt (Sonnenentfernung 120 Millio­nen Kilometer, Durchmesser 13.428 Kilometer, Schwerkraft 1,08 g, Umlauf 438,54 Tage zu 22,5 Stunden, mittlere Tagestemperaturen bei 19“ Celsius, gut atembare Sauerstoffatmosphäre). Vinau ist die Urheimat der Kartanin, von denen etwa acht Milliar­den den Planeten bewohnen.

Der erste Planet des Systems heißt Nansar und ist die Heimatwelt der Nakken, die sich unter dem Ein­fluss der in unregelmäßigen Abständen vom nur drei Millimeter großen, von den Nakken »Loch der Ewig­keit« genannten Mini-Black-Hole-Mond emittierten ultrahochfrequenten, psionischen Hyperenergie ent­wickelten. Der dritte Planet des Systems heißt Jalip. Karapon ist der äußere von zwei Planeten der oranegefarbenen K0-Sonne Angmin/Mratab, 33.504 Licht­jahre vom Hangay-Zentrum entfernt (Sonnenentfer­nung 110 Millionen Kilometer, Durchmesser 10.800 Kilometer, Schwerkraft 0,24 g, Umlauf 314 Tage zu 20,33 Stunden; die mittleren Temperaturen liegen bei 11’ Celsius). Karapon hat keinen Mond. In einem von Bergen eingeschlossenen Hochtal haben die Kaiser von Karapon ihre Hauptstadt errichtet: die Stadt Laipan mit rund 2,5 Millionen Einwohnern.

Hauri

Diese zweigeschlechtlichen Humanoiden sind mit ei­ner Körpergröße von etwa zwei Metern extrem dürr, fast ausgemergelt. Ihre lederartige Haut ist dunkel­braun, die langen dürren Arme und Beine enden in fünf Fingern und Zehen, während der knochig wir­kende Kopf von zwei in tiefen Höhlen liegenden, rela­tiv kleinen Augen dominiert wird, die bei Erregung - beispielsweise im Zorn oder bei Beschäftigung mit religiösen Themen - in grünlichem Feuer glühen.

Die extrem wasserarme Heimatwelt Talluur machte sie zu Wüstenbewohnern; Wasser in reiner Form wirkt wie Gift, kann die Hauri jedoch zu ungeahnten Hochleistungen stimulieren, bis sie erschöpft zu­sammenbrechen oder sogar sterben. Auf Hauri-Schiffen, anderen Welten, Stützpunkten und dergleichen gibt es so genannte Wasserträger, die ganz in Rot ge­kleidet sind und denen ein hoher, pseudo-religiöser Rang zukommt. Sobald eine Situation den Durchschnitts-Hauri überfordert, kommen die Wasserträ­ger und verabreichen das »Gift«, das den Hauri für kurze Zeit hochgradig stimuliert.

Der Lebensraum der Hauri auf Talluur sind die Tech­nozonen genannten Städte oder die so genannten Kollektoren (auch »Priesterberge« oder »Berge der Priester«), von denen seit 442 NGZ nur noch zehn existieren: Haalar, Tiil, Duar, Nemees, Talluar-Es, Talluari, Urkhii, Ponua-Es, Es und Jhiakk.

Das haurische Bewusstsein ist in zwei Bereiche auf­geteilt. Im Vordergrund laufen die aktuellen Gedan­ken ab, während der Bewusstseins-Hintergrund die tieferen Informationen beherbergt, zu denen Telepa­then nicht vorstoßen können.

Die Hauri bilden eine fast mönchische Gesellschaft, es gibt keinen Individualismus.

Ihre Technik wirkte beim ersten Kontakt beein­druckend weit entwickelt, war allerdings kein Eigen­produkt, sondern wurde ihnen in großen Teilen vom Hexameron zur Verfügung gestellt. Die Hauri waren eines der wichtigsten Hilfsvölker des Hexameron und unterhielten in Hangay zahlreiche Stützpunkte. Als das erste Viertel Hangays Anfang 442 NGZ im Standarduniversum materialisierte, gelangten mit ihm entsprechend viele Hauri ins Standarduniver­sum, wo sie sich rasch an die Arbeit im Sinne des He­xameron machten.

Das Ushallu-System ist ein Doppelsonnensystem und vom Hangay-Zentrum 15.023 Lichtjahre ent­fernt. Usha ist eine große rote K8lll-Sonne, Allu dage­gen eine mittelgroße weiße F5V-Sonne. Die Rotation um den gemeinsamen Schwerpunkt, der sich tief im Innern von Usha befindet, dauert 32 Stunden 16 Mi­nuten. Ursprünglich gab es im System 62 Planeten, doch am 30. November 442 NGZ wurde Nummer 22

Paghal mitsamt seinen Monden bei der Explosion der Materiewippe vernichtet.

Cheobad ist der fünfte Planet, Talluur der achte und die Ursprungs- und Heimatwelt der Hauri mit einem Durchmesser von 11.254 Kilometern und einer Schwerkraft von 0,92 g.

Zerenghaa ist der 59. Planet des Ushallu-Systems mit einem Durchmesser von 4200 Kilometern und einer Schwerkraft von 0,44 g, der keine nennenswer­te Atmosphäre aufweist und von einer dicken Eis­schicht überzogen ist. Unter dem Eis des Südpols be­findet sich ein flacher Krater mit einem Durchmesser von 200 Kilometern, der bei seiner Entdeckung 442 NGZ durch das Galaktische Expeditionskorps noch ei­ne schwache Reststrahlung im Hyperbereich auf­wies und für die Diener des Hexameron absolut tabu war - es gab keine Raumforts, nur insgesamt vier Robotstützpunkte. Später stellte sich heraus, dass auf Zerenghaa ein entscheidendes Kräftemessen zwischen dem Hexameron und der Superintelligenz ESTARTU stattgefunden hatte.

Coupeilaren

Ein insektoides Kansahariyya-Volk mit dunkelrotem Chitinpanzer; die Körper werden bis zu zwei Meter groß, aufgerichtet bis zu drei Meter. Normalerweise sind die langen Hinterbeine wie bei Heuschrecken angewinkelt. Die Köpfe sind schmal und lang und ha­ben große, grün schillernde Facettenaugen am obe­ren seitlichen Ende. Die Mundwerkzeuge sind in ständiger Bewegung, beim Sprechen hektischer. Zwei Armpaare, lang und dünn, enden in scherenarti­ge Greifklauen.

Gryolen

Sie stammen von Lebewesen ab, die mit terranischen Schildkröten verglichen werden können, aller­dings bei einer Körpergröße von bis zu 1,30 Metern einen aufrechten Gang aufweisen. Die Körper sind breit gebaut, mit einer sehr flachen Brustpartie und einem gewölbten Rücken. Vergleichsweise klein ist der Kopf, der ebenso wie die Gliedmaßen - zwei flei­schige Arme, zwei Beine - in den Panzer zurückgezo­gen werden kann.

Die Gryolen gehörten als Mitgliedsvolk der Kansahariyya zur Besatzung der NARGA SANT, die S0.035 vor Christus von Tarkan nach Meekorah wechselte; sie stellten die Mediziner an Bord, unterlagen wie alle Be­satzungsmitglieder dem Strangeness-Schock und wur­den in Ardustaar auf einem eigenen Planeten ange­siedelt. Hier kam es zu einer eigenständigen Entwick­lung, obwohl nach der Materialisation von Hangay Kontakte zu den Hangay-Gryolen hergestellt wurden. Mamositu

Zwar aus Meeresbewohnern hervorgegangen, gleicht der Metabolismus dieser Sauerstoffatmer dennoch dem menschlichen. Sie verfügen über 1,50 Meter lange und etwa 40 Zentimeter dicke Walzenkörper einschließlich des halslos aufsitzenden Schädels und des schwanzähnlichen Ausläufers. Von den bei­den Beinpaaren ist das hintere etwa 40 Zentimeter lang, das vordere misst 20 Zentimeter, so dass der Körper halb aufgerichtet ist. Aus Flossen entwickelte Hautlappen an den Beinenden werden nur durch zer­brechliche Knochen stabilisiert. Vier dünne, dehnba­re Arme sind kranzförmig unter dem Schädelansatz angeordnet und enden in feingliedrig-sensiblen, ebenfalls aus Flossen entwickelten Hautlappen. Die Fischköpfe verfügen über große, halbkugelig hervor­quellende Augen von etwa fünf Zentimetern Durch­messer, Iris und Pupille ähneln menschlichen, während die Lider dünne Hautschichten sind, die sich von den Seiten über die Augäpfel schieben. Kiemenartige Öffnungen dienen der Atmung und sind Riechorgane; Gehörorgane befinden sich in muschel­förmigen Vertiefungen oberhalb des Gaumens. Der breite Mund wird von knorpeligen Lippen begrenzt und ist mit Zahnreihen gespickt - bei Furcht oder Är­ger ist er geschlossen, sonst meist geöffnet. Neben männlichen und weiblichen Wesen gibt es bei dieser dreigeschlechtlichen Lebensform so genannte Zwischengänger, die die von männlichen Mamositu ab­gegebenen Keimzellen zu den weiblichen Mamositu transportieren und sie befruchten.

Mamositu sind geborene Händler, deren Geschäfte mit Gegenständen, Informationen, Versprechen, Aus­sichten auf künftigen Gewinn quasi alles umfassen; für einen in Aussicht stehenden hohen Gewinn gehen sie jedes Risiko ein. Als Mitgliedsvolk der Kansahariyya gehörten sie zur Besatzung der NARGA SANT und waren an Bord für den Bereich Versorgung zu­ständig; wie alle Besatzungsmitglieder unterlagen sie dem Strangeness-Schock und wurden in Ardu­staar auf einem eigenen Planeten angesiedelt.

Peergateter

Die etwa 1,3 Meter großen und spindeldürren Wesen dieses Kansahariyya-Volks erinnern an aufrecht ge­hende Pflanzen. Die Körper sind wurzelstrunkartig und haben knospenförmige Köpfe mit schuppenarti­gen Blättern, die das Gesicht mit wässrigen, hervor­quellenden Augen und einem runden Mund nur beim Sprechen freigeben. Von den sechs Extremitäten ra­gen zwei kurze, verkümmerte Arme seitlich aus der Schulter und enden in je einem Hautlappen; zwei doppelt so lange Handlungsarme wachsen aus den Seiten der Körpermitte und enden in zwei überaus sensiblen, flossenartigen Hautlappen; die dünnen Beine mit langen, plump wirkenden Füßen schließ­lich sitzen an zwei deutlich ausgebildeten Kugelge­lenken am Körperabschluss.

Planta

Entfernt humanoides Kansahariyya-Volk, dessen sehr massig gebaute Körper durchschnittlich 2,50 Meter groß werden und eine unbehaarte, extrem blasse, fast weiße Haut aufweisen. Aus breiten Schul­tern entspringende dicke, kräftige Arme reichen bis zu den Knien der vergleichsweise kurzen Beine; die Hände sind fünfgliedrig. Der auffallende Schädel ist wuchtig und kantig: An beiden Seiten entspringen wie Schneckenhäuser mächtige Hörner. Eine knochige Stirnleiste teilt das Gesicht waagrecht über winzig wirkenden, in Fleischwülste eingebetteten Augen. Darunter gibt es vier weitere Fleischwülste, in die Riech- und Sprechorgane eingebettet sind - der un­terste ist kropfartig aufgebläht und geht in die Schul­tern über.

Vennok und Attavennok

Die hochgewachsenen, zweigeschlechtlichen Ven­nok stammen von den zwergwüchsigen, etwa einen bis 1,1 Meter großen Attavennok ab und werden von Xenobiologen als Kopfflügler bezeichnet: Ihren Ahnen dienten die damals noch wesentlich stärker aus­gebildeten Schädelschwingen durchaus als Fortbe­wegungsmittel.

Die lederartige Haut hängt locker und faltenreich vom Körper, variiert von hellgrau bis zu einem schmutzi­gen Braungrau. Die Augen sitzen in den Enden der Schädelschwingen, was in Kombination mit der ex­tremen Beweglichkeit der Schwingen ein Blickfeld von beachtlichem Umfang ergibt. Der Mund befindet sich am Ende eines kurzen Rüssels, Nasenlöcher sind seitlich auf dem Rüssel angeordnet. An Armen und Beinen gibt es zwei Ellenbogen- beziehungswei­se Kniegelenke. Die Fortbewegung erfolgt mit wip­pendem Gang und wirkt gravitätisch; in Eile mit er­staunlicher Schnelligkeit auch ähnlich einem Kängu­ru springend. Die drei Finger sind klobig und nicht für Feinarbeiten geeignet - deshalb verwenden Vennok mechanische Greifwerkzeuge mit unterschiedlichs­ten Funktionen, die meist wie Fingerhüte über die Kuppen gezogen werden. Die Sprache ist eine rasche Folge von schrillen Pfeif- und Schnalzlauten. Insgesamt handelt es sich um freundliche und umgängliche Geschöpfe, wissbegierig und ideologisch offen; sie erwarten die ihnen eigene Toleranz aller­dings auch vom jeweiligen Gegenüber. Vennok gehör­ten als Mitgliedsvolk der Kansahariyya zur Besat­zung der NARGA SANT; an Bord unterstand ihnen die Schiffstechnik, sie befehligten die Wartungskom­mandos und waren für die periphere Ausrüstung zu­ständig. In Ardustaar schufen sie die Robotanlagen der Roboter von Ctl im Raknor-Nebel und unterlagen wie alle Besatzungsmitglieder dem Strangeness-Schock. Auch an Bord der NARGA PUUR waren sie ver­treten, die als KLOTZ am 29. September 445 NGZ un­weit des DORIFER-Tors materialisierte.

Vennok unterhielten auf Lemnor, der Heimatwelt der Benguel, einen Siedlervorposten, so dass die Benguel auf die Vennok geprägt wurden - sie dienten ESTARTU als Katalysatoren der Dualfusion: Ein Ver­band von 4000 Schiffen unter dem Ersten Admiral Peranolf landete auf Narna und löste am 8. März 448 NGZ bei den dort versammelten Benguel und Juatafu-Robotern die gewaltige Dualfusion aus, durch die die Superintelligenz ESTARTU wieder entstand.