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Terranische Alltagswelt Kugelrutschen |
Zwei 13-Jährige beim Kugelrutschen getötet
Tödlich verunglückt sind in der Nacht zu Samstag zwei jugendliche Kugelrutscher. Eine
Gruppe von zwölf Jugendliche hatte sich illegal Zugang zum
Museumsraumschiff MERCATOR [1]
verschafft. Während ein Teil dieser Gruppe auf dem Ringwulst
herumkletterte, stiegen die anderen über Beim Spielen auf der abschüssigen Fläche verloren die zwei Jugendlichen den Halt und stürzten in die Tiefe. Sie prallten auf dem Ringwulst auf. Die
Bilder zeigen die letzten dramatischen Momente vor dem tragischen Unglück,
aufgenommen von ei- Die übrigen Mitglieder der Gruppe erlitten einen Schock.
Erst vor zwei Wochen war ein Kugelrutscher auf dem Raumhafen Maasport [2] zu Tode gestürzt. Auch hier hatte eine Gruppe von Jugendlichen einen geparkten Fracht-Kugelraumer aufgebrochen und war auf dem Ringwulst herumgeklettert. (BoD)
Diese Meldung war vor wenigen Tagen im News-Net zu lesen. Wie kommt es zu diesem Wahnsinn namens »Kugelrutschen«? Was treibt Jugendliche dazu, sich solchen Risiken auszusetzen?
Es ist keine neue Erscheinung, dass sich Heranwachsende tödlichen Gefahren aussetzen. Neu ist nur die Methode. Meist
sind es Gruppen von vier bis acht Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren,
die mit großem Ge- Der »Kick«
besteht darin, so nahe wie möglich an
Experten erklären die Selbstüberschätzung mit dem Gruppendruck unter Gleichaltrigen. Um sich bei Freunden einen Namen zu machen, werden die natürlichen Angstgefühle in den Wind geschlagen. Bei manchen Jugendlichen kann diese Art der Grenzerfahrung gar zur Sucht werden [3].
Kugelrutschen steht in trauriger Tradition mit Unternehmungen wie G-Bahn-Surfen, von fahrenden Gleitern abzuspringen oder an hohen Brücken zu klettern. Die einen wollen sich vor ihren Freunden beweisen, die anderen haben einfach nur Langeweile. Immer öfter suchen Jugendliche das lebensgefährliche Risiko. Einen Hinweis darauf gibt auch der Zulauf, den Erlebnis- bzw. Risiko-Sportarten wie Bun-G-Springen, Rijentry oder Vakuumsegeln [4] verzeichnen. Mit diesen risikobehafteten »Lifestyle-Aktivitäten« sympathisieren ungefähr die Hälfte der männlichen und ein Drittel der weiblichen Jugendlichen.
Dabei sind es besonders Kugelraumschiffe, die einen unwiderstehlichen Reiz ausüben. Ein Kugelrutscher beschreibt es folgendermaßen: »Man glaubt, man steht auf der Spitze eines Berges. Bei den richtig großen Pötten kommt man sich vor, als hätte man seinen eigenen kleinen Planeten unter sich. Zunächst fällt der Boden sanft ab. Und dann gehst du weiter raus, weil du schauen willst, ob du den Erdboden da unten sehen kannst, wenn du weit genug gehst. Und der Boden, die Hülle unter dir wird dabei immer steiler. Du merkst, wie es dich nach unten zieht. Merkst, dass du gleich den Halt verlierst. Aber ein bisschen mehr kannst du noch. Deine Kumpel trauen sich ja auch. Wer kneift, verliert!«
Warum, fragt sich da die Öffentlichkeit, werden diese Kugelraumschiffe nicht besser abgesichert? Wieso gelingt es Kindern so ohne Weiteres, die Sicherheitsverriegelung eines Raumschiffs zu »knacken«? Und warum werden abstürzende Personen nicht von automatischen Sicherheits-Prallschirmen oder -Netzen aufgefangen?
Wendy Peliatis, die Pressereferentin der MERCATOR meint dazu: »Auch vor dem Einsetzen der gesteigerten Hyperimpedanz waren nur wenige Spielwaren mit Syntroniken ausgestattet. Aber während die Erwachsenen von den Möglichkeiten der Syntroniken verwöhnt sind, sind die Jugendlichen von heute in einem Umfeld aufgewachsen, das mit Low-Tech-Positroniken ausgerüstet ist. Wir haben hier eine Generation, für die der Umgang mit Positroniken und vor allem das Umgehen von Positroniken kein Problem darstellt. Die haben doch alle im Trivid »Purpose, der Positro-nik-Boy«’[5] gesehen und meinen, jetzt auch mal versuchen zu müssen, eine Positronik zu ‚knacken’. Allein schon der Versuch, eine Überwachungspositronik auszutricksen, stellt für diese Kinder einen ungeheuren Reiz dar. Wir sind eine kulturelle Einrichtung. Das heißt, unser Budget ist ziemlich begrenzt. Wir haben gar nicht die Mittel, gegen alle möglichen Eventualitäten Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. Und den Frachtschippern geht es nicht anders! Wir können einfach nicht jedes Raumschiff nach jeder Landung mit mechanischen Fangnetzen oder Prallfeldgeneratoren umgeben. Selbst wenn es genug davon gäbe ... und Geld dafür da wäre. Vor allem würde es die Kids nur in einer trügerischen Sicherheit wiegen, wenn wir um unser Museum herum Netze aufspannen wollten. Als die Systrons noch funktionierten, gab es dieses Problem nicht. Aber jetzt haben wir nun mal nur mehr Positroniken, und davon gibt es immer noch zu wenig. Die vorhandenen werden an wichtigeren Stellen benötigt als für die Steuerung von Prallfeldgeneratoren.«
Müssen wir also in Zukunft wieder mehr menschliches Wachpersonal einsetzen, damit Kugelrutschen nicht zur »Alltagswelt« wird? Den toten Jugendlichen wird es nicht mehr helfen.
Querverweise: [1] Die ausgemusterte Sechzig-Meter-Korvette dient heute als Museum der Vor- und Frühgeschichte der Ruhrstadt-Region West. Sie ist benannt nach dem Kartografen Gerhard Mercator und beherbergt die Hinterlassenschaften des Kultur- und Stadthistorisches Museum der Stadt Alt-Duisburg, das beim Angriff der Dolans 2437 n. Chr. zerstört wurde. [2] Lokaler Raumflughafen des Rhein-Ruhr-Megaplex in der Nähe der Stadt Venlo [3] Limbourg/Raithel (1335 NGZ) »Explizit risiko-konnotative Aktivitäten und riskante Mutproben im Jugendalter«, TFG Anforschungsprojekt [4] Siehe Pangalaktischer Report PR 1188 [5] Siehe Pangalaktischer Report Technische Berichte PRTB 113 |