RückbIick auf eine deutsche SF-Serie


Wie alles begann...

Wie alles begann

Welchen Einfluß hatte die
Serie auf die deutsche SF,
speziell auf Perry Rhodan?

Was machen Lektor und Autoren heute?

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Geistige Väter der Serie waren die Autoren Thomas R.P. Mielke und Rolf W. Liersch. Das erste Konzept für die Serie wurde 1975/76 von den beiden entwickelt, und zwar für einen Hamburger Verleger, bei dem Liersch als Chefredakteur für die ersten deutschen MAD-Ausgaben gearbeitet hatte. Beide - Mielke und auch Liersch - hatten bis zu diesem Zeitpunkt schon vielfältige Aktivitäten auf dem SF-Sektor hinter sich. So hatte Mielke schon mehrere Romane in der ZAUBERKREIS-SF-Reihe veröffentlicht und 1972 nahm er an der Planungskonferenz  für die spätere PR-Nebenserie ATLAN teil. Liersch dagegen war wohl weniger der Schreiber,  sondern der Ideenlieferant. Zusammen mit Mielke und H.G. Francis erfand er die Serien REX CORDA und AD ASTRA.

Mitte l976 änderte der Hamburger Verlag seine Pläne, zahlte Mielke und Liersch aus. Die Rechte für das Rohkonzept verblieb bei den beiden. Also entschlossen sie sich, ohne Auftrag  weiterzumachen und entwickelten bis Anfang 1977 den Rahmen für 100 Romane.

Der damalige Entwurf sah vor, dass die Handlung in den  Plejaden spielen sollte, ein offener Sternhaufen (M 45), gut 410 Lichtjahre von der Erde entfernt  Die dort für alle normalen Lebewesen gefährliche Strahlung - hervorgerufen durch die Massierung von Sonnen der Spektralklassen A und B - brauchten Mielke und Liersch, um eine Art elektromagnetische Hohlwelt innerhalb der Plejaden zu konstruieren. In diesem energetischen Hexenkessel wäre vieles möglich gewesen:  alle neurologischen bzw. elektrischen Prozesse in Nerven und Ganglien verliefen anders als bei normalen Menschen, Nervenimpulse würden so wahnsinnig schnell wechseln, dass sie nicht mehr störbar wären, die Protagonisten hätten keine Schrecksekunde mehr gekannt und sie hätten gezielt riechen, hören, schmecken und sehen können; Radiowellen hätten sie ebenso verstanden wie Farben. Und sie hätten Raumschiffe ohne physikalisch-mechanische Verfahren durch den Weltraum treiben können.

Damals legten Mielke und Liersch auch schon die wichtigsten Charaktere fest, die dann später auch in der Serie auftauchten. Dieses Konzept und die Planung für 100 Romane sowie jeder Menge Hintergrundinformationen boten die beiden Anfang April 1977 dem BASTEl-Verlag an, damit sie dort als Heftserie und/oder Taschenbuch-Reihe realisiert werden sollte.

 

Ende 1977 kam es zu einer ersten Verlagskonferenz. Anwesend waren damals Mielke, Liersch, Rolf Schmitz (Chefredakteur), Michael Kubiak, die Verlegertochter und der damals noch  freiberuflich als Lektor arbeitende Michael Görden.

Der wichtigste Einwand der Verlagsexperten richtete sich gegen einen Start irgendwo draußen  im All. Es wurde für wesentlich angesehen, dem Leser zu sagen, was den Held der Serie antreibt, wofür er eintritt.

Aber der Verlag hatte grundsätzlich Interesse gezeigt (angesichts der Tatsache, daß BASTEl  schon mit einigen SF-Heftserien Schiffbruch erlitten hatte, eigentlich eine überraschende Entscheidung, die aber auch zeigte, das der Verlag durchaus bereit war, neuen Konzepten eine Chance zu geben; dies ist ja auch heute noch so) und Mielke und Liersch wurden beauftragt, das Konzept so umzuschreiben, daß die Handlung auf der Erde einsetzen konnte. Dazu war u.a. die Entwicklung einer kompletten Gesellschaftsordnung des Jahres 2499 nötig. Außerdem  sollte es eine identifikationsfähige Hauptfigur geben (David terGorden).

Eine weitere wichtige Frage war, wer die Serie schreiben sollte. Da Mielke und Liersch noch andere Verpflichtungen hatten, wurde vereinbart, dass der Verlag ein Team aus neuen und erfahrenen Autoren zusammenstellen würde.

Mielke und Liersch hatten so viele Ideen gesammelt,  dass sie bereits im Februar 1978 ein neues Konzept vorlegen konnten. Danach wurde die Erde von Konzernmultis beherrscht und Klimaveränderungen machten weite Landstriche unbewohnbar. Auch die Einteilung der Menschheit in sieben verschiedene Kasten entsprach im Prinzip einer Gesellschaftsform, die sich damals schon andeutete. Auch zu der umweltzerstörenden Kaiserkraft gab es damals schon reale Parallelen (Atomenergie).

Als Gegenpol zu den ganzen Extrapolationen der Gegenwart setzten Mielke und Liersch einen mythischen Aspekt, nämlich die nordischen Mythologien und hier speziell den Urbaum Yggdrasil (die Weltenesche), deren Blüten es den TERRANAUTEN ermöglichten, Raumschiffe mittels Gedankenkraft anzutreiben.

Mielke hat außer einigen Romanen, die aber in dieser Form nie erschienen sind, nie wieder einen TERRANAUTEN-Roman geschrieben. Von Liersch erschien später noch ein Taschenbuch, das die Anfänge der TN schilderte.

Von der Serie erschienen insgesamt 99 Heftromane und 18 Taschenbücher. Die geplante Handlung für die Heftromanserie von Band 100-150 wurde in den TBs ab dem zweiten Roman fortgeführt. In dem letzten Taschenbuch Das Terranauten-Projekt von Andreas Weiler finden sich neben einem abschließenden Roman eine Liste aller Titel, eine Inhaltsangabe der Serie sowie eine ausführliche Betrachtung (auf der dieser Artikel teilweise beruht).

 

© der ursprünglichen Fassung 1990 by Kuno Liesegang

© der aktualisierten Fassung 01/1999 by Kuno Liesegang