Chronik der Zukunft

Um es gleich vorweg zu sagen: Der terranischen Wissenschaft des Jahres 2501 ist es noch nicht gelungen, auf diese Frage eine exakte Antwort zu geben. Sie muss sich noch immer darauf beschränken, den >anderen< Weltraum als Phänomen zu beschreiben. Man weiß, dass Weltraum II außerhalb unseres vierdimensionalen Raum-Zeit-Gefüges liegt und dass er eine energetische Struktur und Zusammensetzung hat, die mit nichts in unserem normalen Raum zu vergleichen ist. Auch das Gesetz von Ursache und Wirkung scheint dort nur eingeschränkte Gültigkeit zu haben.

Entdeckt wurde der zweite Weltraum nicht von Astronomen oder Astronauten, sondern von PSI-Forschern des 21. Jahrhunderts, und erst durch die Treiberraumfahrt erkannte die konventionelle Astronomie seine Existenz überhaupt an. Von den Treibern stammte auch zum Beginn von Valdec's Kaiserkraft-Experimenten fast alles Wissen über den anderen Raum.

Weltraum II liefert die Energie für alle PSI-Arbeit, entzieht dafür aber dem Gehirn bzw. dem Körper des beteiligten Lebewesens einen in der Regel nur winzigen Teil seiner Lebenskraft - genauer gesagt, er beschleunigt seine Entropie geringfügig und veranlasst damit bei zu exzessivem Gebrauch der PSI-Kraft vorzeitiges Altern. Die aus Weltraum II gewonnene Energie manifestiert sich bei der PSI-Arbeit im normalen Raum in Form von >normale< Energie oder Materie - sie wird also umgewandelt. Man kann sogar sagen, dass das Wesen dieser PSI-Arbeit die Umwandlung von Weltraum-II-Energie in >normale< Energie ist. Einzige Ausnahme: das Versetzen von Menschen oder Gegenständen nach Weltraum II, wie es beim Treiberflug erfolgt. Die bei der PSI-Arbeit entstehende Energie-Umwandlung führt allerdings dazu, dass die Wissenschaftler auch bei der Zusammenarbeit mit Treibern zu keinen genaueren Aussagen über Weltraum II kamen. Übrigens ist schon die Bezeichnung Weltraum II ein bewusst von den Wissenschaftlern gewähltes Provisorium. Man wollte dem anderen Raum noch keinen Namen geben, da man ihn nicht genauer definieren konnte. Behelfsmäßig nannte man ihn einfach Weltraum II; dabei blieb es dann allerdings für die nächsten Jahrhunderte.

Einige Fakten über den anderen Weltraum gibt es inzwischen allerdings: Es ist zunächst die Aufhebung der Lichtgeschwindigkeitsgrenze. In Weltraum II kann sich ein Raumschiff relativ zum Normalraum schneller als das Licht bewegen - wie schnell sich dieses Raumschiff relativ zu Weltraum II bewegt lässt sich nicht feststellen. Das Raumschiff nimmt außerdem seine Eigenzeit aus Weltraum I mit. Das heißt die zeit, die im Raumschiff vergeht, entspricht der Zeit, die im Normalraum vergeht. Die Treiberraumfahrt umgeht so die Zeitdiletation bei Flügen mit relativistischer Geschwindigkeit. Unter bestimmten Voraussetzungen ist es allerdings auch möglich, in Weltraum II die mitgebrachte Eigenzeit zu verlassen. Dann ist eine Zeitreise möglich. Die genaueren Bedingungen dafür werden wir weiter unten noch untersuchen.

Ferner haben insbesondere die Erfahrungen der Terranauten mit den Banshees vor Rorqual die Theorie bestätigt, dass sich in Weltraum II die Seelen, - gemeint sind die Bewusstseinsinhalte, nicht die metaphysischen Seelen, - von Verstorbenen aufhalten können.

Fasst man alle Beobachtungen und Forschungsergebnisse zusammen, die im 26. Jahrhundert über Weltraum II vorliegen, so ergibt sich folgendes Bild:

Weltraum II ist ein anderes Raum-Zeit-Kontinuum, dass außerhalb und ohne direkte Verbindung zum Einstein-Universum existiert. PSI-begabte Menschen können die Energie von Weltraum II anzapfen und damit in den verschiedenen Kategorien der PSI-Aktivität (Telekinese, Telepathie etc.) tätig sein. Sie sind unter bestimmten Voraussetzungen sogar in der Lage, ein Objekt (Raumschiff) in den Weltraum II zu versetzen und es dort mit Geschwindigkeit telekinetisch voranzutreiben, die weit über der des Lichts in unserem Universum liegt. Durch die Kaiserkraft-Technik ist auch ein Zugang zum Weltraum II auf >technischem Wege< möglich. Aber bei diesem >gewaltsamen< Aufreißen der Dimensions-Grenze dringt Weltraum-II-Energie in den Normalraum ein, was dort zu einer verheerenden Energiekatastrophe führen kann, da sich die Weltraum-II-Energie nicht mit der energetischen Struktur des Einstein-Raumes verträgt.

Ferner weiß man, dass sich in Weltraum II die Bewusstseinsinhalte verstorbener Lebewesen über einen bisher noch nicht ermittelten Zeitraum erhalten können. Unter bestimmten Voraussetzungen sind diese Bewusstseine in der Lage, den Körper anderer noch lebender Wesen zu übernehmen. Ferner gibt es Hinweise darauf, dass in Weltraum II auch >eingeborene< Wesenheiten existieren. Diese sind dem Leben des Normalraums gegenüber jedoch offenbar sehr aggressiv und destruktiv eingestellt, was wahrscheinlich aus der völligen Fremdartigkeit der beiden Existenzebenen resultiert. Bisher hat es jedoch keinerlei Kontaktaufnahme mit Weltraum-II-Wesen gegeben, ja, ihre Existenz ist nicht einmal zweifelsfrei bewiesen.

Neben der "körperlichen" Reise durch Weltraum II (an Bord eines Treiberschiffes und mittels Kaiserkraft) gibt es auch die Reise des reinen Bewusstseins durch den anderen Raum. Hier bestätigt die Weltraum-II-Erfahrung der Treiber alte mystische und magische Lehren von den Reisen der Seelen. Es gibt zwei Möglichkeiten solcher >Seelenreisen<. Bei der einen verbleibt der Körper im Normalraum, und das Bewusstsein bewegt sich unabhängig von unserem Raum und unserer Zeit durch Weltraum II, kann also Vergangenheit und Zukunft, bzw. bestimmte Wahrscheinlichkeitsebenen der Zukunft besuchen. Das Bewusstsein kann sogar unter noch nicht geklärten Voraussetzungen in anderen Zeitepochen wieder verstofflichen. Es ist während dieser reise jedoch ständig vom Kontakt zu seinem eigentlichen Körper im Normalraum und der Normalzeit abhängig. Reißt er ab, löst sich das Bewusstsein auf, bzw. geht für immer in Weltraum II ein. Die andere Möglichkeit beinhaltet eine Versetzung und Anpassung des Körpers in Weltraum II. In diesem Fall ist das Bewusstsein theoretisch von Raum und Zeit völlig unabhängig. Das Eingehen des Körpers in Weltraum II setzt jedoch eine von Menschen bisher kaum erreichte Beherrschung der PSI-Kräfte voraus, wie sie bisher nur bei David terGorden und Merlin III beobachtet wurde.