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Die alternative RZ-Szene

Folge 11:

Experimentierfeld RZ

Die Geschichte der Risszeichnungen im Rückblick

Betrachtungen von Georg JOERGENS

Die Risszeichnung an sich ist ja eigentlich schon ein Experiment gewesen, welches großen Erfolg gehabt hat. Immer wieder haben die Risszeichner Ihren Phantasien freien Lauf gelassen und ausprobiert, was so alles machbar ist. Während Bernhard Stoessel und Rudolf Zengerle, aber auch Ingolf Thaler Ihre Zeichnungen recht konventionell anlegten und mit klaren Linien für eine saubere, konstruierte Konsolidierung der Risszeichnungen sorgten, gingen andere Zeichner wesentlich krassere Wege und versuchten dem Thema "pseudotechnische Detailzeichnung" mit graphischen Mitteln andere Betrachtungselemente zu erschließen.

Joachim Luetke landete als erster mit seinem Saturnraumschiff der Choolks eine experimentelle Arbeit, die sich sehr wohltuend von den sehr statischen Arbeiten Stoessel's und Zengerle's abhob. Manuel de Naharro kreirte den "Fantasy-Stil" und legte mit seiner Piratenraumfleute "Fantasy Land" die erste seiner anders gearteten Risszeichnungen vor. Auch Udo Thiedeke unterschied sich mit Murcons Burg in seinem Zeichenstil gänzlich von der allgemein vorherrschenden Linie. So richtig krass wurde es jedoch erst als Jürgen Rudig seinen sehr umstrittenen Abfangjäger der neuen "Redhorse"-Baureihe ablieferte.

Glücklicherweise besaß Willi Volz genug Sachverstand um zu erkennen, dass eine solche Arbeit den Risszeichnungen einen neuen Impuls zu geben vermag und im Allgemeinen nicht ganz so Bierernst gedacht war, als es so mancher damals vermutete.

Die Risszeichnungs-Szene war schon immer für alles Neue offen, was sich an graphischen und gestalterischen Mitteln anbot. Doch der richtige Rummel mit den experimentellen Arbeiten begann eigentlich erst, als neue technische Voraussetzungen und eine neue graphische Aufarbeitung die Risszeichnungen und Ihre Zeichner in drei Lager aufteilte.

So entwickelten sich im Laufe der PERRY RHODAN-Serie die sogenannten "Airbrusher", welche Ihre Arbeiten mit aufwendigem Airbrushing den richtigen Pfiff zu geben versuchen.

Des weiteren beschränken sich einige Zeichner auf eine detaillierte Ausarbeitung in Rasterfolie mit einigen wenigen Lichteffekten. Und zuletzt tauchen noch ein paar "Puristen" auf, welche die Risszeichnungen nur mit sparsamsten Mitteln optisch aufgearbeitet haben.

Hier wollen wir uns nun anhand von ein paar Beispielen in die wundersame Welt der graphischen Aufarbeitung der Risszeichnungen vertiefen:

Zunächst möchten wir einige herausragender Airbrush-Arbeiten und deren gestalterischen Möglichkeiten ausleuchten.

Tauchten hier und da schon mal Arbeiten mit "Airbrush" Effekten auf - so z.B. Günter Puschmann‘s Primat der Vernunft oder Manuel de Naharros Raumschiff der Epytraner so begann die eigentliche "Airbrush-Ära" eigentlich erst mit dem Erscheinen von André Höller in der Rhodan'schen RZ-Welt. Gut geübt durch etliche Arbeiten für die ATLAN-Serie legte er mit seiner PR-Debüt-Arbeit Fernraumschiff der Kartanin eine Risszeichnung mit unglaublicher Effektvielfalt in seiner Weltraumgestaltung vor.

Von gleicher Qualität war auch sein folgendes Werk, die DORIFER-Kapsel. Stets auf der Suche nach neuen gestalterischen Möglichkeiten bot die DORIFER-Kapsel mit dem Psionischen Netz André die Gelegenheit von der "normalen" Weltraumgestaltung weg zu kommen, und die Airbrush-Pistole mal richtig einzusetzen. Seine "Netz"-Gestaltung ist schlichtweg genial und vermittelt dem Betrachter einen wirklich faszinierenden Einblick. Bei der DORIFER-Kapsel zeigt sich jedoch auch ein Punkt, der in sehr vielen Ganz-Diorama Arbeiten mit Airbrush als negativ anzumerken ist. Hier bei wird nämlich um der Airbrush-Effekte wegen, das eigentliche RZ-Objekt kleiner als geboten dargestellt, was der RZ an sich ziemlich abträglich ist. Besonders bei der DORIFER-Kapsel ist dieses Verhältnis zwischen Objekt und Hintergrund unproportional hoch. Bedeckt das Diorama doch fünfmal soviel Bildfläche wie das eigentliche Objekt selber! Da muss man sogar fast schon suchen.

Ganz anders hingegen erscheint da André's JUATAFU.

Hier wird das Raumschiff beim Einflug in einen Hangar dargestellt, wodurch das Diorama nicht zur Gänze auch schwarzem Weltraum besteht und sich somit ein wirklich guter Kontrast zwischen dem Hangar, dem Raumschiff und dem Weltraum auftut. Eine solche Konzeption zeigt auch deutlich, dass "Airbrushing" eine Zeichnung nicht automatisch optimaler macht, sondern erst ein ausgewogenen Konzept mit einer guten Grundidee macht eine RZ zu einem solchen 'Gesamtkunstwerk'.

Oliver Johanndrees ist nach André Höller der zweite "Airbrush-Spezialist" innerhalb der PERRY RHODAN-Risszeichner.

Nach seinem Comeback mit der HALUTA legte er mit seiner 3. Veröffentlichung dem Segmentraumschiff der Benguel eine Top-Arbeit vor. Das wie Seifenblasen anmutende Raumschiff wird durch die gekonnte Airbrush unterstützte Aufarbeitung richtig lebendig. Aber auch hier zeigt sich wieder, dass das eigentliche Objekt wieder nur ein Viertel der gesamten Zeichnung ausmacht.

Weitere Lichtblicke der Airbrush-Volldiorama-Risszeichnungen wurden größtenteils ausschließlich von diesen beiden gemacht. Angestachelt durch die immer realistischer wirkenden Dioramen brachten die beiden wahre Glanzleistungen hervor.

Besondere Erwähnung sollten hier André's ELYSIAN sowie sein Ewigkeitsschiff der Cantaro, sowie Olivers Black-Hole-Station finden.

Doch es gibt noch weitere "Airbrusher", die dieses Medium jedoch sparsamer einsetzen, bzw. nicht zum PR-Stammzeichenteam gehören. Einer, der die Spritzpistole mit größter Präzision einzusetzen weiß, jedoch vom Konzept her die Zeichnungen so angelegt, dass der Einsatz des Airbrush nicht so sehr ins Gewicht fällt sondern eher einen unterstützenden Charakter erhält ist Christoph Anczykowski. Er beschränkt sich jedoch nicht nur auf Airbrush, sondern er experimentiert auch noch mit anderen graphischen Mitteln, wie z.B. Bleistift und Kohle.

So gehören Christoph Ankzykowski's neuere Kugelraumer nicht nur von den Risszeichnungen her zu den ausgewogendsten und sicherlich auch realistisch in Szene gesetzten Arbeiten.

Die "Puristen" sind keine ausschließlichen Verfechter der RZ in Reinkultur sondern hierbei handelt es sich vielmehr um den Versuch eine Risszeichnung mit modernen Darstellungsmethoden, jedoch ohne Diorama oder Folieneinsatz besser in Szene zu setzen, um so dem Objekt mehr Aufmerksamkeit zu geben.

Sicherlich ist Gregor Sedlag auf dem Weg seiner Selbstfindung und seines eigenen Zeichenverständnisses einen nicht ganz alltäglichen Weg gegangen. Wenn wir uns mal seine wirklich herausragende RZ des Einfußraumers, in (PR 1216 PRR 117) als Leichter Wach- und Abfangkreuzer der GAVÖK erschienen, und seine eher umstrittenen Arbeiten Taurecs SYZZEL oder gar sein Virenschiff Lovely Boscyk ansehen, so stellt die SORONG wiederum einer gänzliche Neubesinnung dar und zeigt, dass Gregor nicht nur einen enormen Mut zum Experiment, sondern auch ein erhebliches Maß an Selbstkritik zum Umdenken besitzt. Eine Eigenschaft die verschiedenen anderen Zeichnern fast gänzlich abgeht. Natürlich hat Gregor Sedlag bei der SORONG nicht ganz auf die Rasterfolie verzichtet, doch stellt die RZ an sich im heutigen Vollkonzept-RZ-Zeitalter eine Art von "PUR"-Risszeichnung dar.

Das gleiche gilt für Günter Puschmann, der in den letzten Jahren eher weniger vertreten ist, dafür jedoch bei jeder neuen Zeichnung mit neuen Ideen und Interpretationsversuchen aufwartet. So gehört sein Wach- und Steuerstation des Milchstrassenwalls zu den Zeichnungen, die seiner Befähigung am Besten gerecht wird. Anmerkung am Rande: Er soll hierbei nicht weniger aus 16 verschiedene Fluchtpunkte verarbeitet haben - welches meine Person nicht zu überprüfen vermag, da ich soweit noch nicht in die Materie der Perspektive eingedrungen bin -.

 Quellennachweis:

Saturnraumschiff der Choolks  Luetke - PR I Nr. 827

Piratenraumfleute "Fantasy Land"  de Naharro - PR I Nr. 1015

Murcons Burg  Thiedeke - PR I Nr. 1043

Abfangjäger der neuen "Redhorse"-Baureihe  Rudig - PR I Nr. 1051

Primat der Vernunft  Puschmann - PR I Nr. 1207

Taurecs SYZZEL Sedlag - PR I Nr. 1215

Leichter Wach- und Abfangkreuzer der GAVÖK  Sedlag - PR I Nr. 1216

Virenschiff Lovely Boscyk  Sedlag - PR I Nr. 1267

Raumschiff der Epytraner  de Naharro - PR I Nr. 1291

Fernraumschiff der Kartanin  Höller - PR I Nr. 1299

HALUTA  Johanndrees - PR I Nr. 1303

DORIFER-Kapsel  Höller - PR I Nr. 1335

SORONG  Sedlag - PR I Nr. 1367

JUATAFU  Höller - PR I Nr. 1375

Segmentraumschiff der Benguel  Johanndrees - PR I Nr. 1391

ELYSIAN  Höller - PR I Nr. 1423

Ewigkeitsschiff der Cantaro  Höller - PR I Nr. 1459

Wach- und Steuerstation des Milchstrassenwalls  Puschmann - PR I Nr. 1455

Black-Hole-Station  Johanndrees - PR I Nr. 1463

  ©  by Georg Joergens

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