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Die Entstehung der ENTDECKER-Klasse

Eine Hardcopy eines TNT-Interviews vom 1. Mai 3033 mit A.A. Cordable, L.F.T. Flotte und
Leiter Triebwerke/Bordmaschinen der S.N.C. 1-08-11 “LEIF ERIKSON”

TNT    Hallo, mein Name ist Walt Cronkiter von TOP NEWS TERRA.

In den letzten Wochen hat unsere Raumflotte ein Kontingent neuer Raumschiffe in Dienst gestellt. Daran wäre an sich nichts spektakuläres, denn die terranische Bevölkerung ist an den Anblick von militärischen Raumschiffen durch die sich verschärfende Arkon-Krise ja inzwischen leider gewöhnt. Aber die letzten Feierlichkeiten um die offizielle Übernahme der ENTDECKER-Klasse gerieten doch in einem wahren Fokus des allgemeinen Interesses. Nicht nur, weil der Residenzminister für Ligaverteidigung, Reginald Bull, persönlich den Akt der Schiffstaufe vollzog, sondern weil auf terranischen Raumhäfen von nun an auch Schiffe stehen werden, die alle bisher bekannten Maßstäbe sprengen. Mit 1800 Metern Durchmesser lassen diese Raumriesen die vormals als mächtige Symbole terranischer Souveränität erscheinende NOVA-Klasse gerade noch wie Spielzeug wirken.
Studiert man die Fachzeitschriften und Foren in den Syntronnetzwerken, so wird deutlich, daß viele technisch Interessierte Bürger einfach mehr von diesen neuen Schiffen wissen wollen, als bisher bekannt geworden ist. TNT ist es gelungen, einen Mann zu diesem Thema zu befragen, der wie kein zweiter mit dieser neuen Schiffsklasse vertraut ist: A.A. Cordable, Schiffsingenieur der LFT-Flotte und Leiter Triebwerke/Bordmaschinen der LEIF ERIKSON, dem neuen Flaggschiff der Flotte. Hallo A.A.

AA       Hallo Walt. 

TNT     viele unserer Zuschauer haben die Vorstellung, wir geben auf LUNA eine Handskizze unseres Raumschiffwunsches auf und die Robotwerften spucken dann ein paar Stunden später ein Raumschiff dazu aus. Ist das auch so mit der neuen ENTDECKER-Klasse gewesen?

AA      Große Sternenkreatur, natürlich nicht. Die Entstehungsgeschichte der ENTDECKER-Klasse reicht noch ins letzte Jahrhundert zurück. Ich denke, sie begann vor etwa 35 Jahren. 

TNT     35 Jahren? So lange schon. Was habt Ihr denn so lange auf LUNA gemacht? Ist so eine lange Entwicklungszeit nicht nur etwas für Leute, die “hinter dem Mond” leben [grins]?

AA       Ich denke Walt, dass ich einiges klarstellen sollte. Raumschiffe werden nicht wie Bodengleiter oder Haushaltrobots entwickelt. Sie stellen das technisch komplizierteste und hochwertigste dar, was Terraner bauen können. Die Ingenieure konnten mit der LEIF und den anderen ENTDECKERN in der Entwicklungsphase auf bereits bestehende Konzepte und Strukturen nicht so ohne weiteres aufbauen wie zum Beispiel bei der NOVA-Klasse, die ja nur eine, lapidar gesagt, aufgeblasene ODIN-Klasse ist. 
Seit über 900 Jahren wurden auf Terra keine Raumer mehr gebaut, die größer als 800 Meter waren. Das gesamte Know-how über derartige Superschiffe konnte nicht komplett über die Monos-Ära gerettet werden. Und die Bauunterlagen aus den NATHAN Archiven der alten Solaren Flotte hatten auch nur eine beschränkte Aussagekraft. Keiner baute damals Raumer mit Feldantrieben und derartigen Leistungsparametern, wie wir sie heute haben.

TNT     Ich denke A.A., es wäre auch für unsere Zuschauer gut, wenn Du uns die Entstehung dieses Wunderwerkes in chronologischer Reihenfolge erklären würdest. 

AA     Schön. Beginnen wir also unsere Tour im Jahr 1271 NGZ.
Die damals leider schon bestehenden interstellaren Spannungen zwischen Arkon und Terra veranlassten die LFT Führung, sich Gedanken über die Struktur der Flotte zu machen. Um Arkon paroli bieten zu können, mussten nicht nur die zentralen Welten der Liga und die Knotenpunkte der Handelsrouten geschützt werden. Dafür standen entsprechende Schiffstypen zu Verfügung. Um allerdings militärisch auch offensiv operieren zu können, bedurfte es einer vergrößerten Flotte von Schiffen mit Trägereigenschaften, die autark für längere Zeit abseits der Stützpunkte und Kolonien agieren konnten. Die schon existierende ODIN-Klasse war zwar darauf hin ausgelegt, besitzt aber nicht die Trägerkapazitäten. Es wurden zwei Projekte initiiert: NOVA und NEBULAR. Wegen der notorisch prekären Haushaltssituation allerdings wurden nur eines zuerst weiterverfolgt: es entstand die NOVA-Klasse. Wie ich ja eingangs schon sagte: sie war billiger als eine komplette Neuentwicklung, da ein Großteil der Aggregate aus der ODIN-Baureihe übernommen oder modifiziert werden konnte. Die NEBULAR-Klasse, auf 1500-Meter dimensioniert, blieb vorerst ein virtuelles Spielzeug. 

TNT    Wir sehen also ein Schiff, dass nie flog? 

AA      Richtig. Wie gesagt blieb sie leider immer ein Wunschtraum der Ingenieure. Aber die gesamten Technologiearbeiten auf dem Gebiet des Großraumschiffsbaus wurden durch dieses Projekt geleistet. Und diese machten die ENTDECKER-Klasse erst möglich. So fand zum ersten Mal eine neue Art des Gravitrafspeichers und des Hyperraumzapfers Verwendung. Die Ringspeicher sind heute in vielen modernen Typen wieder zu finden. Ebenso wurde der neue Hypertropzapfer weiter verbessert, so dass er heute sogar auf den großen Zapftrichter außerhalb des Schiffes verzichten kann. Der Metagrav-Antrieb im NEBULAR Projekt wurde signifikant in seiner Leistung gesteigert und gleichzeitig wurden neue Simulationswerte für große Schiffsmassen für den Transluminalen Flug (Überlichtflug) ermittelt. 
Allerdings war auch dieses Konzept in Bezug auf die Trägereigenschaften noch zu zurückhaltend, wie wir später sehen werden. Aber es gab ja noch ein stillgelegtes Projekt... 

TNT     Davon haben wir aber bis jetzt nichts mitbekommen. Nun mach‘ es aber nicht so spannend. Von welchem Projekt sprichst Du? 

AA      Diese Information betrifft ein sogenanntes “Schwarzes Projekt”. Nach den Erfolgen der 2. Experimentalflotte mit den REMOTE/HOST Raumern lag es nahe, noch weitere Flotten dieser Art aufzustellen. Nur wollte das Flottenkommando diesmal einen anderen Weg gehen: anstatt dass 1 REMOTE Raumer 20 HOST-Raumer der 200-Meter Klasse führt, sollte nun ein einziger REMOTE-II-Raumer ein Kontingent von bis zu 60 HOST-II-Klasse Kreuzern mit einem größeren Aktionsradius steuern. Dieses Projekt steckt auch heute noch voller Entwicklungspotential, aber die Entwicklungskosten schossen derart in die Höhe, dass die damalige Regierung unter Paola Daschmagan bald auf die Bremse trat.

TNT    Hast Du damals schon eine Rolle bei der Entwicklung der Schiffe gespielt?

AA      Nein. Ich wurde wie fast alle meine anderen Crewkameraden erst für die ENTDECKER-Klasse auf speziellen Simulatoren geschult, als die Rohbauten schon in den Werftanlagen fertig waren. Dies geschah im neuen Simulatorzentrum auf Hyperion, wo alle Crews für die NOVA und ENTDECKER-Schiffe ausgebildet werden. 

TNT     Aha, und was übt und simuliert man denn da so?

AA       Alles, was man braucht, um mit dem neuen Schiff umzugehen. Die Beibootbesatzungen üben Docking- und Hangarmanöver, die Steuermannschaft lernt, auf die neuen Flugeigenschaften des Schiffs einzugehen usw. Ich z. B. habe nach zahlreichen Hypnoschulungen alle meine Maschinenräume, natürlich als Holorama Simulation, besichtigt und darin gearbeitet. Allein die Umschulung der Besatzung dauerte 300 Stunden!

TNT    Die Schiffsmannschaft lernt also schon mit einem Schiff umzugehen, das noch gar nicht gebaut wurde. Interessant! Aber wie ging es nun mit dieser Schiffsmelange weiter? 

AA      Nun, die Projekte NEBULAR und REMOTE/HOST-II lagen bis zur neuen Regierungsbildung durch Maurenzi Curtiz und Perry Rhodan 1291 auf Eis. Der neue Chef der Liga-Flotte, Residenzminister für Ligaverteidigung Bull, machte sich aber sofort daran, nicht nur eine Flottenreform durchzusetzen, sondern auch alle Technologieprojekte zu sichten. Der Bedarf der Flotte nach Schiffen, die über große Trägereigenschaften verfügen, hatte sich sogar noch verstärkt. Ein Ausbau der NOVA Schiffsstärke konnte nur begrenzten Erfolg versprechen. Dann wurde das Problem der syntronischen Viren akut. Es stand nun definitiv fest, dass die Spezifikationen für die NEBULAR-Klasse nicht ausreichend waren. Aus Sicherheitsgründen wurde allerdings der Projektname beibehalten, die Inhalte änderten sich jedoch von Grund auf.

TNT    Wir wissen ja jetzt schon eine Menge mehr über die ENTDECKER, die ursprünglich REMOTE-II  hießen und deren Eltern, die NEBULAR-Klasse. Bull brachte über Rhodan 1292 eine Haushaltsänderung durch das Parlament, die eine Entwicklung des neuen Schiffes zuließen. Nebenbei, die Entwicklung der WÄCHTER-Klasse wurde unter dem Deckmantel des Neubaus weiterer NOVA-Schiffe getarnt vollzogen.
Durch die bewilligten Mittel konnte nun die Flottenführung über ihre Beschaffungsabteilung die Entwicklungsaufträge verteilen. Den Auftrag für die Gesamtkonstruktion und die Integration der Basiskomponenten bekam die hochspezialisierte THEOPHILIUS-Werft auf LUNA. Sie hatte schon Anfang des 13. Jahrhunderts einige stillgelegte ehemalige Staatswerften des LUNA-TERRA Konsortiums gekauft und ihre Qualität mit der Konstruktion der ersten Fertigungslose der NOVA-Schiffe unter Beweis gestellt. Aber wurden die Werftkapazitäten durch die Anforderungen der ENTDECKER nicht überschritten?

AA      Soweit es mir bekannt ist, entstanden die ENTDECKER auf historischem Boden. Denn genau in den gleichen Werftgewölben wurde auch vor über 2400 Jahren die CREST IV erbaut, das erste Raumschiff mit 2500 Metern Durchmesser.

TNT     Ein wahrhaftig bedeutender Ort. Die Spezifikationen der ENTDECKER unterschieden sich also von denen der NEBULAR. Wie ging es dann weiter? 

AA       Ich konnte eine erste Entwurfsskizze des leitenden Projektingenieurs organisieren. Auf ihr ist die roh entwickelte ENTDECKER-Klasse zum ersten Mal entstanden [Abb.2]. Man kann noch deutlich die alte Form der HOST-II-Schiffe ausmachen, besonders die 4 dominierenden Triebwerksausleger und die umlaufende, zylinderförmige Hangargalerie für die Großbeiboote.
Das virtuelle Basismodell [Abb. 3] wurde danach von der Entwicklungsabteilung der THEOPHILIUS-Werft nur innerhalb zweier Monate fertiggestellt und zeigt eigentlich das komplette Schiff, so wie es hätte gebaut werden sollen.

TNT     Könntest Du auf die wesentlichen Entwurfsgesichtspunkte für unsere Zuschauer nochmals eingehen?

AA      Ja, also die ENTDECKER sollten auf jeden Fall ohne Syntron arbeitsfähig sein. Deshalb wurden im ganzen Schiff ein dezentrales Positroniknetzwerk installiert, das im Einsatzfall alle schiffsnotwendigen Anlagen steuern kann. Dies umfasst also Triebwerke, Lebenserhaltung, offensive und defensive Bewaffnung, Energieversorgung, Ortungs- und Kommunikationssysteme. Weiterhin sollte das Schiff die Fähigkeit besitzen, sich auch unter widrigsten Umständen noch bewegen zu können. Darum haben wir uns nicht nur auf ein modernes Metagravtriebwerk verlassen, sondern auch noch für den Unterlichtflug neben der Notfall-Stabilisierungsanlage 12 leistungsfähige Protonenstrahltriebwerke eingebaut bekommen. Allein die Entwicklung dieser Triebwerke erstreckte sich über 3 Jahre – solche Kolosse werden ja sonst nicht mehr gebaut... Dann natürlich die Trägerkapazität: das Schiff soll 6 Kreuzer-Flottillen in den Einsatz bringen und versorgen können. Darüber hinaus musste Platz sein für Beiboote für Landeoperationen, Aufklärung und Eigenschutz, da die ENTDECKER in der Regel alleine ohne Kreuzerschutz operieren sollen. Die Hangaranlagen verschlingen also immens viel Raum. Reginald Bull bestand darauf, auch noch die neue Entwicklung bei Hypertrops mit zu integrieren. Also mußte noch Platz für die Ausdehnung des intern aufgebauten Zapftrichters eingeplant werden. Die Hauptbewaffnung von 8 Transformkanonen á 4000 Gigatonnen maximaler Abstrahlkraft über maximale Schussdistanz bei zur Zeit technisch maximal realisierbarer Kadenz inklusive Bombenmagazine ist auch nicht gerade zurückhaltend im Platzbedarf. Solche Geschütze gab es bisher nicht für fliegende Einheiten, ihre Entwicklungskosten stehen immerhin auf Rang 4 des ENTDECKER Programms.

TNT      Oh, geradezu billig sozusagen [grins]. Wer belegt denn Platz 1?

AA       Kaum zu glauben, aber es ist das Transitionstriebwerk, noch vor den NUGAS-Kraftwerken und dem abgeschirmten Hypertrop. Denn die Transitionstechnologie ist seit fast 2800 Jahren nicht weiterentwickelt worden. Und nun sollte ein Notfall-Überlichtantrieb installiert werden, der kompakt, hoch zuverlässig und energiesparend ist sowie gleichzeitig eine Reichweite von bis zu 3000 Lichtjahren besitzt. Das wurde so richtig teuer. Die regulären Metagrav-Aggregate liegen auf Rang 5. Sie mussten zwar auch entwickelt werden, aber damit kannten sich die Hersteller zumindest länger aus.

TNT     Jetzt gibt es aber doch Unterschiede in dem Bild zu den real fliegenden Schiffen. So haben diese einen oberen Triebwerksring extra, der z. B. hier fehlt. Woran liegt denn das? 

AA       Tja, das ist einmal wieder ganz hervorragend gelaufen. Auch im syntronischen Zeitalter passiert es, dass der linke Syntron nicht weiß, was die rechte Positronik macht – oder so ähnlich glaube ich heißt das alte Sprichwort. Ich bin nicht so gut in Geschichte. 

Der Ablauf einer jeden Neukonstruktion ist eigentlich für jedes Raumschiff gleich, egal ob Raumlinse oder Raumriese. Nach der Definitionsphase [Abb.2] wurde die Prototypenphase eingeleitet. Darin werden Aufträge anhand von Spezifikationen für Einzelgeräte und integrierte Systeme vergeben. Diese werden zuerst einzeln als Prototypen entwickelt und getestet. Anschließend werden sie in sogenannten Design-Reviews begutachtet und dann an den Auftraggeber geliefert. Der führt dann nochmals Bodentests (A-Test) der Einzelaggregate durch, baut sie dann zusammen (Integrationsphase wie Abb. 3, HOST-II-Klasse) und testet sie dann wiederum im Verbund mit den anderen Systemen (B-Test). Bisher ist noch kein System geflogen! Wenn das Ganze von einer Prüfstelle schließlich abgenommen werden soll, muß vorher noch ein sogenanntes “Design-Freeze” erfolgen, ab dem keine weiteren Modifikationen zulässig sind. Das Militär hat seine eigene Zulassungsstellen, für zivile Raumer ist im Bereich der LFT unter anderem die JASA (Joint Aeronautical and Spacecraft Association) zuständig. Diese Zulassung macht betragsmäßig wegen der hohen Anforderungen an die Nachweise und durchzuführenden Tests einen beträchtlichen Anteil der Baukosten eines Schiffes aus. Den Beginn bildet ein sogenanntes Qualification Review. Und das war schon am Laufen, als plötzlich beim Flottenkommando der Leiter des ENTDECKER Programms, ein gewisser Rain-A-Castoris, beschloss, ein paar Dinge zu modifizieren.

TNT      Also kurz vor dem Einfrieren des endgültigen Seriendesigns?

AA       Genau. So unter anderem nahmen die Entwicklungsingenieure zum ersten Mal Kenntnis von einem oberen Triebwerksring, der Versetzung der Hangaranlagen für Kleinbeiboote in die untere Kugelhälfte und den Einbau der neuen Hypertropzapfer. Auch ein vierter Gravitrafspeicherring musste irgendwie herbeizaubert werden. Und die Ausleger der Metagravtriebwerke mussten wegen Unsicherheiten in den Überlichtsimulationen aus Gründen der Feldgeometrie weggelassen werden.

Dazu kam noch, dass die Doppelhangargalerie aus statischen Gründen auf die Äquatorhöhe versetzt wurde.

TNT      Das hört sich ja nach erheblichen Modifikationen an!

AA       Ich denke, dass diese mangelnde Absprache für einigen Unwillen gesorgt hat. Und das mitten in der Schlußphase des Projektes kurz vor Baubeginn des Prototypen! Der ist dann aber trotzdem fertiggestellt worden, um die notwendigen Daten erfliegen zu können. Dafür ist der ENTDECKER auch teuerer geworden [grins]. Klar, dass sich die Fertigstellung des Prototypen wie auch die der darauf folgenden Serieneinheiten und deren Auslieferung bis jetzt verzögerte. Schließlich müssen die Geräte im Serienbauzustand nochmals alle A- und B-Tests absolvieren. Aber anscheinend haben es die Leute bei THEOPHILUS doch noch geschafft.
Die dadurch aber zusätzlich entstandenen Kosten sind fast so hoch wie der Preis eines kompletten ENTDECKERS!

TNT      Kannst Du Zahlen nennen?

AA       Bitte Walt, das sind Informationen, welche die Flottenführung gerne für sich behält. Kein Kommentar.

TNT      Schade. Was kommt denn nach den von Dir erwähnten B-Tests?

AA       Wie im Alphabet: die C-Tests. Diese werden in Probeflügen mit dem Prototypen durchgeführt.

TNT      Der Prototyp der ENTDECKER war...

AA       ...die S.N.C. 1-01-11(X). Sie hatte keinen Eigennamen. Das erste Serienschiff war dann die S.N.C. 1-01-11 VASCO DA GAMA.

TNT      Abb. 4 zeigt eine Simulationsstudie eines HOST-II-Raumers, später ENTDECKER.

AA      Richtig. Von nun an stand dem Stapellauf der neuen ENTDECKER-Klasse nichts mehr im Weg. Allerdings darf man sich nicht vorstellen, dass jedes Schiff sofort die Hangars verlässt, wie es dann endgültig nach den Spezifikationen aussehen soll. Viele neue Aggregate waren auch noch gar nicht verfügbar, als die VASCO zu den C-Tests startete. Sie flog zwar schon mit den neuen Triebwerken, allerdings kamen die Hypertropzapfer erst mit der IBN BATTUTA in den Einsatz. Dafür war sie mit Meßapparaturen gerade zu vollgestopft. Denn die wichtigsten Test, die Belastung der Zelle bei den auftretenden Geschwindigkeiten, sollten nun erstmalig real überprüft werden. 

TNT     Ist denn kein Verlass auf die Syntroniken?

AA       Nun, eine Simulation ist zwar sehr gut, aber wenn Lebewesen sicher transportiert werden sollen, verlässt man sich nicht nur darauf. Aber ich kann Dich beruhigen: die Flugtests hatten eine verschwindend geringe Abweichung zu den vorhergesagten Simulationsdaten erbracht.
So ging es dann mit jedem neu entwickelten Geräten und Systemen weiter. Die Transitionstriebwerke waren wegen einer Verzögerung erst mit Fertigstellung der JAMES COOK verfügbar. Die LEIF ist der erste ENTDECKER, der vollständig aus neuen Serienbaugruppen entstanden ist. Alle anderen sind zum heutigen Zeitpunkt umgerüstet worden. Mit der Indienststellung der LEIF haben wir nun 8 operationell verfügbare Schiffe. 

TNT     Wo haben denn diese ganzen Flugtests stattgefunden?

AA      Zuerst einmal wurden die zwar nach außen hin fertigen, aber von innen her noch sehr mager ausgestatteten Schiffe bei uns im “Vorgarten” getestet, in bestimmten Sektoren bei Saturn und Uranus... 

TNT      ..die Du uns natürlich nicht verraten willst?

AA       Wiederum kein Kommentar [grins]! Es fanden dann auch Beiboot-Übungen statt, Langstreckenflüge zur Hundertsonnenwelt beispielsweise und Orientierungsübungen mit den sukzessiv nachgerüsteten Systemen statt. Jedes Schiff wurde so etwa 1500 Flugstunden lang getestet.
Dann kamen die Schiffe wieder in die Ausrüstungswerften zur Endabnahme und Bestückung. So wurde die komplette Bewaffnung, Beiboote, Ersatzteile, Mobiliar und sonstige Ausrüstungsgegenstände erst jetzt in das Schiff eingebaut. Nach der Fertigstellung von abschließenden Arbeiten wie Flottenbemalung und Grundreinigung wurde dann das Schiff mit allen Versorgungsgütern ausgestattet und konnte nun schließlich in einer feierlichen Zeremonie, die wir ja alle miterlebt haben, an die Flotte und seine zukünftige Besatzung übergeben werden.

TNT     Wohl war, es waren tief beeindruckende Bilder. 
Ich hätte nicht gedacht, dass die Entwicklung von Raumschiffen so komplex wäre. Als einfacher Nutznießer der Segnungen der Technik verliert man da gerne den Überblick. Vor allem ist jetzt meine Vorstellung, Raumer kämen fix und fertig aus der Werft, dahin. 
Eine Unklarheit müsstest Du mir aber noch beseitigen: in einigen Fachkreisen kommt immer wieder das Projekt QUASAR auf. Was hat es damit auf sich und gibt es noch mehr solcher “schwarzen Projekte”? Denn die Öffentlichkeit hat ja bisher weder etwas von der NEBULAR, der HOST-II oder gar der WÄCHTER-Klasse gewußt. 

AA       Projekt QUASAR ist meiner Information nach auch ein Raumschiffprogramm zum Neubau von Raumern mit noch größerem Durchmesser – vielleicht wieder 2500 Meter. Mit den Schiffen der WÄCHTER- und ENTDECKER-Klasse jedoch ist dieses Programm definitiv für die nächsten Jahrzehnte wohl gestorben. Was in den Projektbüros noch sonst so “am Kochen” ist, kann ich jetzt gar nicht sagen, selbst wenn ich es wüsste. Du verstehst, dass solche Informationen in diesen Zeiten aus Gründen der militärischen Sicherheit... 

TNT      ... strengstens geheim sind. Ja, ja, die Standardfloskel der Militärs.
Eine letzte persönliche Frage an Dich: nachdem Du so viele Neuigkeiten für uns hattest, wäre es doch an der Zeit, ein letztes Geheimnis der LEIF zu lüften: die Bedeutung Deiner Namenskürzel... 

AA       Ich denke nicht, dass die Öffentlichkeit hier und heute DAFÜR bereit ist. Kein Kommentar.

TNT    Schade, wirklich! Ich danke Dir trotzdem für das Interview.
Das war A.A. Cordable in einem Interview von TOP NEWS TERRA für Euch über die neuen Schiffe der ENTDECKER-Klasse. Mein Name ist Walt Cronkiter. Auf Wiedersehen.

© alle Zeichnungen und Text by Gregor Paulmann, 2000

Terranische Raumschiffe

Omniträgerschiff der
NEBULAR Klasse

S.N.C. 3-085-A-12 AVALON

 

 

Allgemeines

Technische Daten Part I. Oberschiff Part II. Unterschiff