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Folge 9:

Erneute Wachablösung
oder
The great return of
Christoph Anczykowski
and Oliver Johanndrees

Die Geschichte der Risszeichnungen im Rückblick

Betrachtungen von
Georg Joergens und Oliver Johanndrees

Wenn bis jetzt von Risszeichnungen die Rede war, waren vor wiegend die 'klassischen' Arbeiten gemeint, also jene nach dem ursprünglichen Darstellungsschema wie sie von Rudolf Zengerle erdacht worden sind. Ein aufgerissenes, oder geschnittenes Objekt mit aufwendigen Innendetails, evtl. mit Folie bearbeitet oder - wie in den letzten Folgen beschrieben - mit Personen und sonstigem Beiwerk etwas lebendiger gemacht.

Nach dem Entdecken der Rasterfolie jedoch wollten die Zeichner noch mehr Realität in die Zeichnungen bringen, und dies war nur durch ein Umfeld zu schaffen, was das Objekt in seiner 'natürlichen' Umgebung darstellt und so eine Art "photograhischen" Momenteffekt erzeugen sollte.

Nach zaghaften Versuchen von Günter Puschmann mit seiner Terranischen Schiffswerft und der Raumstation KH/ HARAS III  sowie Heinz Haßfeld's Passagierraumschiff der WHISTLER-Klasse konnte jedoch erst Gregor Sedlag in Band 1147 mit seiner Raumstation 092 meteocontrol erste wirkliche Ambitionen in Richtung 'reale' Umgebung verwirklichen. Er versuchte die Risszeichnung durch eine graphische Illustration - oder wie in diesem Fall - einer gerasterten Fotomontage aus dem üblichen Darstellungsschema herauszulösen. Die stark kontrastierende schwarze Weltraumansicht mit der aufgerasterten Erde sollten der ganzen Arbeit einen realistischeren Touch verleihen. Allerdings gab die etwa ein Viertel der Arbeit tangierende, gerasterte Erdoberflächendarstellung beim Druck nicht mehr viel her. Je doch war der Ansatz in die richtige Richtung getan.

Günter Puschmann griff diese Idee mit seinem Raumschiff der Kapseloden-Strahlen auf und versah die Arbeit eben falls mit einer Weltraumdarstellung, welche auch etwa ein Viertel des Objektes in seiner 'realen' Umgebung zeigt. Er versuchte jedoch nicht durch eine Fotomontage den "realen" Eindruck zu verstärken, sondern er passte sein Diorama durch manuelle Ausarbeitung seiner Zeichnung an, und machte so die Arbeit insgesamt vom Erscheinungsbild stimmiger.

Heinz Haßfeld ließ sich diese "neue" Darstellungsform auch nicht entgehen und präsentierte mit seinem Raumschiff der PUSCHTS ein Raumschiff welches zur Hälfte von einer Weltraumdarstellung eingerahmt wurde. Er beschränkte sich jedoch auf eine flächige schwarze Weltraumdarstellung, welche durch kreisrunde, ziemlich große, gesetzt wirkende Sterne nicht so realistisch wirkte wie Günter Puschmann‘s Diorama, dass durch Sonnenstrahlen und handpunktierten Sonnenflecken dynamischer wirkt.

Der wirkliche Durchbruch dieser "neuen" optischen Aufbereitung von Risszeichnungen kamen jedoch von einem Altmeister der Risszeichnerei, der gleich mit seiner Comeback-Zeichnung den etablierten PR-Zeichnern zeigte, wo es in Zukunft lang gehen sollte. Christoph Anczykowski konnte mit seinem Moderner Handelsraumer der Topsider nicht nur ein "Voll-Diorama" (flächenfüllendes Hintergrundbild) anbieten, sondern versah das Ganze mit soviel Action durch umhereilende Raumer, Verladeaktionen und ähnliches, dass bei dieser Zeichnung die Tatsache, dass der Aufriß nur etwa ein Fünftel des dargestellten Objektes und sogar nur ein 16tel des gesamten Bildes ausmachte, sekundäre Bedeutung hat.

Sein nächster Schlag, die Interkontinentalfähre Typ STAR MOTH brachte diese neue Dimension der Darstellung auf einen Standard, der selbst heute nicht immer erreicht wird. Mit gut platzierten Aufrissen und einem wirklich durch dachten Chaos auf dem Landefeld gehört die Arbeit zu einer der schönsten Paradebeispiele wie eine optimal gestaltete Risszeichnung aussehen kann. Hinzu kommt noch eine Kleingraphik, welche die Interkontinentalfähre aus einer anderen Perspektive in einer anderen Umgebung zeigt und so eine wirklich umfassende Betrachtungsweise des Objektes ermöglicht.

Natürlich handelt es sich bei dieser zeichnerischen Entwicklung nicht um einen reinen "Glücksfall", denn etwa zur gleichen Zeit, als die Wandlung der Darstellungsform der Risszeichnungen begann, wandelte sich auch das Bild der Datenblätter.

Hier muss ich nun auch erst einmal auf die Datenblätter eingehen, denn diese stehen mit den Risszeichnungen und deren Entwicklung in einem unmittelbaren Zusammengang.

Datenblätter sind eine weitere RHODAN'sche Erfindung, welche in der ursprünglichen Form auf den Mehrseitenansichten von Flugzeugen aus entsprechenden Magazinen basierten. So wie sich die Risszeichnungen entwickelten, konnte man natürlich auch eine Veränderung bei den Datenblättern bemerken.

Während früher ausschließlich 3-Seiten-Ansichten verschiedener Objekte gezeigt wurden, begann Günter Puschmann mit seiner Serie der TRIEBWERKSENTWICKLUNGEN aufwendige Detailzeichnungen von Objekten zu machen, welche in dieser Form auch in jede Risszeichnung eingepasst werden könnten.

Günter Puschmann war es dann auch der mit seinen Datenblättern der Terranischen Alltagswelt die ersten rein graphischen Zeichnungen in dieser Form vor legte. In Band 1172 griff den Christoph Anczykowski mit seinen Vosper Turtle & Vosper Tortouise diese graphische Darstellungsform auf und gab ihr durch bestechende zeichnerische, sowie konzeptionelle Qualität eine neue Bedeutung. Es kann daher wohl auch als gesichert angesehen werden, dass die graphische Ausarbeitung von den Datenblättern zu den Risszeichnungen übergriff und von Christoph durch leichte Vorkenntnisse auf dem Datenblattbereich so hervorragend und konsequent mit in die Risszeichnung umgesetzt wurde.

Diese Vorgabe der graphischen Einbindung des Objektes in ein Diorama verbreitete sich nun zusehends unter den agieren den Zeichnern. Manuel de Naharro knüpft mit seinen Wohn- und Arbeitsmodulsystem OMEGA an Christophs Darstellungsform an. Er hatte zu diesem Zeitpunkt jedoch schon so ziemlich den Zenit seines Schaffens überschritten und befand sich schon im abwärtsführenden Antigravschacht.

Nach so hervorragenden Arbeiten wie dem Schiff des Heilers der Quarantäneflotte von SEOL-O-LORRATH oder dem Schwingenraumschiff der Sawpanen zeigten seine Arbeiten deutliche Anzeichen von Zeichenunlust und Schlampigkeit.

Er war wohl nicht mehr bereit, genügend Zeit in seine Zeichnungen zu investieren und gab mit seinen Wohn- und Arbeitsmodulsystem OMEGA vorab schon den Abschied. Zwar er schienen dann noch drei Arbeiten, aber die waren nun wirklich nicht mehr der Rede wert.

Damit verabschiedeten sich so um die 1300ter Bände zwei wirklich gute Zeichner von der PR-Szene, da sie das Zeichnen zum Beruf machen wollten, und PR ihnen hier natürlich zu wenig einbrachte. Oliver Scholl gab mit Band 1300 und seiner BASIS wenigstens einen großartigen Abschied.

Doch nach Christoph Anczykowski tauchte dann ein zweiter Zeichnern aus der Versenkung auf, der vorher zwar schon einige Werke veröffentlicht hatte, jedoch nie so richtig in das Bewusstsein der Leser eingedrungen war.

Oliver Johanndrees, der Mann mit dem oftmals falsch geschriebenen Namen zeigte so um PR Band 1188 erstmals wieder sein Vorhandensein und versuchte sich vor seinem RZ-Comeback an Datenblättern. Er ließ mit einer Reihe von 8 Daten blättern in der IV. Auflage seine Zeichenkunst wieder aufleben. Diese waren vom Stil her jedoch so schlicht, dass selbst die alten Arbeiten von Heiner Högel dagegen als Fortschritt zu bezeichnen gewesen wären. So begab er sich denn wieder in die RZ-Gefilde und wollte mit seinem Raumschiff der KOLONIAL-Cloreonen an seine alten Fleissarbeiten an knüpfen. Musste doch auch hier sehr bald merkten, dass er mit diesem Zeichenstil keinen Mustopf mehr gewinnen konnte.

Hier nun besann er sich seiner wirklichen zeichnerischen Qualitäten und legte mit der HALUTA eine Zeichnung vor, die nicht nur seinen alten Zeichenstil gänzlich abgelegt hatte, sondern er verwendete sogar die modern gewordenen Bruchkanten sowie Rasterfolie um der Risszeichnung mehr Tiefe zu verleihen. Nun war Oliver Johanndrees bereit ein Risszeichner zu werden, wie er in das moderne PR-RZ-Team gehörte. Nach seiner dritten Veröffentlichung bei PR mit dem Observationsschiff der PINWEEHL Infornations Gruppe zweifelte nun wirklich keiner mehr an die wundersame Wandlung von Oliver Johanndrees.

Er zählt damit zu den wenigen Zeichnern bei PR die die rasante Entwicklung in der Risszeichnungsgeschichte erkannt und sich dieser angepasst, und mitgestaltet haben. Sicherlich hat diese Entwicklung auch einige Nachteile. So beklagen sich manche RZ-Fans über mangelnde "Durchsichtigkeit" in den Arbeiten und bevorzugen lieber wieder die alten PUR-RZs.

Hier wird er beim Betrachten des Objektes nicht so sehr durch das Diorama abgelenkt und kann sich ungehinderter in das Objekt vertiefen. Andererseits sind diese Zeichnungen natürlich lange nicht so realistisch wie die Zeit- und Arbeitsaufwendigeren Diorama-Arbeiten, welche das Bild von der PR-Technik in einem nicht unwesentlichen Masse mitgeprägt haben, und so letztendlich dem Leser einen "wirklichen" Einblick in das Geschehen ermöglicht.

Quellennachweis:

Schiff des Heilers der Quarantäneflotte von SEOL-O-LORRATH  de Naharro - PR I Nr. 1083

Schwingenraumschiff der Sawpanen  de Naharro - PR I Nr. 1099

Terranischen Schiffswerft  Puschmann - PR I Nr. 1103

Raumstation KH/ HARAS III   Puschmann - PR I Nr. 1115

Passagierraumschiff der WHISTLER-Klasse  Haßfeld - PR I Nr. 1135

Raumstation 092 meteocontrol  Sedlag - PR I Nr. 1147

Raumschiff der Kapseloden-Strahlen  Puschmann - PR I Nr. 1159

Raumschiff der PUSCHTS Haßfeld - PR I Nr. 1171

Moderner Handelsraumer der Topsider  Anczykowski - PR I Nr. 1203

Interkontinentalfähre Typ STAR MOTH  Anczykowski - PR I Nr. 1211

Raumschiff der KOLONIAL-Cloreonen  Johanndrees - PR I Nr. 1259

BASIS  Scholl - PR I Nr. 1300

HALUTA  Johanndrees - PR I Nr. 1303

Observationsschiff der PINWEEHL Infornations Gruppe  Johanndrees - PR I Nr. 1343

Terranische Alltagswelt Puschmann - PR I Nr. 1152/1156

Vosper Turtle & Vosper Tortouise  Anczykowski - PR I Nr. 1172

Wohn- und Arbeitsmodulsystem OMEGA  de Naharro - PR I Nr. 1227/1231

  ©  by Georg Joergens
             & Oliver Johanndrees

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