Rz-Historie

RZCD

 

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Das Risszeichnungsjahr 2001

 

veröffentlicht im
Perry Rhodan Jahrbuch 2001
einer Publikation des SFC-Universum

Betrachtungen von
Christoph Anczykowski

ALLGEMEINES:

Fast genau fünf Jahre ist es her, seit in dem PR-Jahrbuch 1996 Gregor Sedlag mit seinem Artikel „Die Renaissance der Risszeichnung?“ die Graphiken auf den Mittelseiten der Romane zum letzten Mal würdigte. Grund genug, gerade im SF-Kultjahr 2001 (Stanley Kubrik´s Film bleibt auch weiterhin ein Meilenstein des Produktionsdesigns) in einer kleinen Nabelschau der RZ-Szene wieder Hintergrund-Information zu diesen Zeichnungen zu bieten.

Die von Gregor Sedlag vor fünf Jahren postulierte Renaissance der Risszeichnung (RZ) ist in diesem Zeitraum leider nur in Teilbereichen erfolgt. Gerade bei den Print-Medien, dem Ursprung der RZ, kam es in punkto Veröffentlichungsmöglichkeiten zu Einbußen. Nach der schon früher erfolgten Einstellung der IV. Auflage mit ihren Exklusiv-Datenblättern (DB) sind jetzt aus verwaltungstechnischen Gründen die RZ-Nachdrucke auch aus der III. und V. Auflage verschwunden. So werden Neu-Leser viele der Klassiker aus den 70er und 80er Jahren in gedruckter Form wohl nicht mehr zu Gesicht bekommen.

Leider viel zu kurz gestaltete sich das Risszeichnungs-Debüt in den USA – nur ganze vier Ausgaben lang. In allen amerikanischen Übersetzungen der PR-Romane aus dem Thoregon-Zyklus erschienen Risszeichnungen. Band Nr. 1800 debütierte zunächst mit einer nur DIN A5 – großen Abbildung der legendären BASIS-RZ von Oliver Scholl, wobei hier offensichtlich ein Telefon-Fax als Druckvorlage gedient hatte. Die folgenden drei weiteren Nummern zeigten dann jedoch, wie man´s richtig macht, und brachten hervorragende Reproduktionen im amerikanischen Magazin-Großformat. Die teilweise enthusiastischen Internet-Kommentare der amerikanischen Fans waren aber leider nicht genug, und so steht eine regelmäßige Veröffentlichung von Risszeichnungen in dem SF-Großmarkt USA auch weiterhin aus.

Die RZ-Veröffentlichungen in der niederländischen PR-Ausgabe stehen ebenfalls auf der Kippe. Nachdem aufgefallen war, dass der holländische Herausgeber seit Jahrzehnten regelmäßig Risszeichnungen abgedruckt hatte, ohne dabei auf die vertraglich festgelegten Nachdruck-Honorare zu achten, führten laut seinen Angaben die wenigen hundert Mark der eingeforderten Pauschal-Abfindung zu solch einer Belastung der Kostenkalkulation, dass der weitere Abdruck nicht mehr als gesichert gilt. In Risszeichnerkreisen fragt man sich jetzt, was für ein finanzielles Abenteuer die Veröffentlichung der bisher weit mehr als 1300 holländischen PR-Romane wohl sein muss. Gerüchten zu Folge sollen auch in den neuen brasilianischen und chinesischen PR-Übersetzungen Risszeichnungen zum Abdruck gekommen sein, Genaues ist aber in Risszeichner-Kreisen noch nicht bekannt.

Der 1996 veröffentlichte zweite kleine RZ-Sammelband „Extraterrestrische Raumschiffe“ ist auch weiterhin im PR-spezialisierten Versandhandel erhältlich, was leider nur wenig Gutes für die Verkaufszahlen vermuten lässt. Vielleicht liegt es mit daran, dass diese vom Verlag mit den besten Absichten herausgegebene Publikation nicht genügend begleitende Hintergrund-Informationen zu dem PR-Universum bietet. Selbst PR-Kenner wissen beim Betrachten der Zeichnungen mitunter nicht so genau, wo die dargestellten Objekte einzuordnen sind – ein schweres Handicap für den neugierigen SF-Interessierten ohne PR-Erfahrung. In diesem Zusammenhang sollte man vielleicht einen Blick auf die Konkurrenz aus dem BATTLETECH-Universum werfen: deren (zahlreiche) Bildbände sind geradezu verschwenderisch mit Background-Informationen ausgestattet und erweisen sich dadurch auch als hervorragende Werbeträger für andere BATTLETECH-Produkte. So aber regiert das Primat der Ökonomie, und der längst überfällige neue RZ-Sammelband lässt weiterhin auf sich warten.

Zumindest teilweise Kompensation bietet der semi-professionelle Fanbereich. Das von dem Informations- & Medienzaren der Szene, Georg Joergens, betreute Risszeichnungs-Journal (RZJ) bleibt auch weiterhin das Zentralorgan des Risszeichner-Genres. Mit zur Zeit über 115 Ausgaben hat es sich zu einem der beständigsten deutschen Fanzines entwickelt und erscheint mit farbigem Titelbild und Desktop-Design in einer absolut professionellen Aufmachung. Dank des exzellenten Druckverfahrens ist sein interessierter Leser nicht auf die Tagesform der VPM-Drucker angewiesen und bekommt Risszeichnungen & Datenblätter oft schon lange vor der eigentlichen Publikation in den Romanen zu Gesicht. Ergänzt wird das Ganze durch Artikel, exklusive Pur-Versionen der RZ’s, Zeichnungen talentierter Fans sowie Arbeiten aus anderen SF-Bereichen. Seine besondere Würze erhält das RZJ durch die Rezensionen der Risszeichner zu den aktuellen Zeichnungen, wobei aber deren Brisanz selbst für den auf Qualität bedachten Klaus N. Frick nicht immer ganz nachvollziehbar ist (PR 2073).

Der von Dieter Reich (Perry Rhodan Club ARGE-FESTAK) bereits im Jahr 2000 herausgegebene RZ-Themenband Die Explorer-Flotte bietet den Wiederabdruck zahlreicher alter RZs und vor allen Dingen klassischer DB´s zu diesem Thema, die bisher nur in den Report-Ausgaben der inzwischen eingestellten IV. Auflage zu finden waren. Der 80 Seiten dicke Band im DIN A4-Querformat wartet neben einem hervorragenden Druck auch mit zahlreichen Hintergrund-Informationen zu der PR-Serie auf, und dies alles zu einem erstaunlich günstigen Preis. Prädikat: „Sehr empfehlenswert“.

Aber vielleicht liegt die Zukunft ja auch ganz woanders, denn im Gegensatz zu den Print-Bereichen konnte die Risszeichnung ihre Präsenz bei den elektronischen Medien weiter ausbauen. Oliver Johanndrees hat inzwischen die Betreuung der RZJ-Homepage abgegeben, ist aber dafür jetzt um so aktiver in die Produktion von RZ-assoziierten CD-Rom´s involviert (s. Kapitel „Technische Daten“). Übernommen wurde die verwaiste Homepage von Georg Joergens, der sie um einen großen Archiv-Teil ergänzte und jetzt auch für die Aktualisierung der News-Sektion verantwortlich zeichnet. Unter www.rz-journal.de können die Fans aktuell alles Wissenswerte über die neuesten Projekte der Zeichner erfahren, ebenso erhalten sie Informationen zu vielen der älteren Arbeiten. Einen kleinen, aber sehr feinen Ableger der Homepage stellt die RZ-Sammelmappe dar. Diese ebenfalls von Georg Joergens betreute Seite ist exklusiv nur für die aktiven Risszeichner zugänglich und erlaubt es ihnen, auf elektronischem Wege halbfertige „work in progress“ - Zeichnungen den kritischen Augen ihrer Zeichnerkollegen zu präsentieren. Weiterhin bieten Internetseiten zahlreicher PR-Fans - zu finden z.B. über pr-webring.de oder PR-50-Toplist www.listinus.de - digitalisierte RZ´s sowie erstaunlich komplette Statistiken zu den einzelnen Zeichnern, die diesen teilweise sogar Unbekanntes zu ihrem eigenem Werk vermitteln. Einen besonderen Service bietet das PR-Technikforum www.prtf.de, in dem sämtliche Details der PR-Pseudotechnologie bis ins kleinste Detail erläutert und diskutiert werden. Zur Zeit scheint sich diese Website allerdings in ihrem Winterschlaf zu befinden, und daher müssen wir wohl auf den Frühling hoffen, um ein neues Update zu Gesicht zu bekommen.

Ein anderer Aspekt, der die Risszeichner-Gilde im Jahre 2001 zumindest theoretisch betraf, war die geplante Verfilmung der PR-Serie. Immer wieder wird in Fankreisen darüber spekuliert, inwieweit die Risszeichner an dem Produktionsdesign beteiligt sein werden. Die Antwort ist leider kurz: überhaupt nicht. Zwar hat die verantwortliche Hamburger Produktionsfirma MME einen dicken Stapel Risszeichnungs-Journale als Anschauungsmaterial angefordert und vom Verlag auch erhalten, verweigert sich aber trotz aktiver Lobby-Arbeit von Klaus N. Frick hartnäckig jedweder Mitarbeit der Risszeichner. Unter kaufmännischen Gesichtspunkten macht dies durchaus Sinn: wird die Serie ein Erfolg, kann MME bei Verwendung eines eigenen Designer-Teams die volle Kontrolle über das erhoffte Merchandising-Geschäft behalten.

Auf dem Garching-Con 2001 wirkten die ersten Produktionsentwürfe der MME-Designer sehr professionell und boten einige erfrischende Neu-Interpretationen altbekannter Technik-Hardware aus dem PR-Universum (s.a. PR 2088 / PR-Magazin 9/2001). Allerdings beging MME den Fehler, als ersten Entwurf eine ultramoderne Version der SOL – der Raumschiff-Ikone der Serie – zu zeigen. Diese wurde sehr kritisch aufgenommen und veranlasste einige der anwesenden Hardcore-Fans zu Pfiffen und Buhrufen, später kam es dann bei einer konventionell gestalteten Space-Jet mit entsprechend hohem Wiedererkennungswert zu demonstrativem Beifall. Ob die Designer anschließend von MME an ihre Zeichentische zurückgeschickt wurden, um verstärkt in den RZ-Journalen zu blättern, ist natürlich rein spekulativ. Doch sollte man fairer Weise (Worte trennen) anmerken, dass die vorgelegten Entwürfe gerade wegen ihrer Fremdartigkeit Pep hatten, (Komma) und durchaus als Frischzellen-Kur für einige altgewohnte Sehgewohnheiten fungieren könnten. Auf jeden Fall hat sich der Verlag für die Drehbücher ein Veto-Recht vorbehalten, sodass den Fans ein erneutes „SOS aus dem Weltraum“ hoffentlich erspart bleibt.

TECHNISCHE DATEN:

Der neo-konservative Rollback nicht nur des deutschen SF-Marktes (in den SF-Regalen der Geschäfte herrschen z.Zt. die Serien aus dem Bereich Space Opera) scheint auch in der PR-Handlung der letzen Jahre seine Spuren hinterlassen zu haben. Die Raumfahrt- und Technik-Aspekte der Serie - lange Zeit von der alten Expo-Factory schamhaft unter dem kosmischen Zwiebelschalenmodell verborgen – haben gerade in letzter Zeit eine fulminante Renaissance erlebt und stehen in ihrer Komplexität der ersten Technoblüte unter dem PR-Mitbegründer Karl–Herbert Scheer in Nichts mehr nach. Diese von der Kosmokraten-Fraktion unter den Lesern teilweise zwiespältig aufgenommene Entwicklung (Stichwort „Technobabble“ ) ist aus risszeichnerisch-egoistischer Sicht natürlich höchst erfreulich und bietet den Stoff, aus dem die Zeichnungen sind.

Zu verdanken ist dies in erster Linie dem „Beute-Arkoniden“ Rainer Castor, der dem Exposé-Redakteur Robert Feldhoff als technischer Berater zur Seite steht. In akribischer Detailarbeit hat er inzwischen eine gigantische Menge an Hintergrunddaten zum PR-Kosmos zusammengetragen, sodass sich jetzt kein Mitglied des PR-Teams mehr darauf berufen kann, er wisse nicht genau, wie eine Space-Jet aussieht. Und so entdeckt man jetzt auch in den Romanen von bisher eher zur Fantasy neigenden Autoren Techno-Beschreibungen, die zweifellos durch das Exposé initiiert wurden. Rainer Castors wahrlich enzyklopädisches Wissen über die Serie ist geradezu verblüffend, und selbst die alten Hasen unter den Zeichnern lernen noch den einen oder anderen Trick von ihm. Dank Internet kommt es hinter den Kulissen oft zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Redaktion und Zeichnern, die es diesen ermöglicht, den einen oder anderen Vorschlag in die Serie einzubringen. Hierbei haben besonders die Datenblätter die Rolle einer kreativen Spielwiese übernommen. Ermöglicht wird dies natürlich auch durch den RZ-Redakteur Hubert Haensel, selbst ein exzellenter Kenner der Materie und im „Nebenberuf“ PR-Autor und Betreuer des Reports. Er versteht es, das RZ-Team stets mit leichter Hand zu führen und auch dann nicht seine gute Laune zu verlieren, wenn die angekündigte Zeichnung mal wieder ein Jahr überfällig ist. Auf die nächsten 5 Jahre, Hubert !

Für das Risszeichner-Team selber gilt immer noch die grobe Einteilung in PC-Arbeiter und PC-Verweigerer, wobei die zweite Gruppe langsam, aber stetig abnimmt. Letztere bleibt weiterhin davon überzeugt, dass die Limitationen und Versuchungen der PC-Zeichnerei (Stichwort „copy & paste“) den Umstieg auf den Microchip noch nicht erstrebenswert erscheinen lassen. Jedenfalls lässt das von den PC-Enthusiasten versprochene goldene RZ-Zeitalter noch auf sich warten, wobei im Herbst 1999, dem Jahr der großen „COREL DRAW®- Katastrophen“, selbst innerhalb der PC-Fraktion vereinzelt Stimmen laut wurden, die den eingeschlagenen Weg bezweifelten. Mittlerweile muss man aber konstatieren, dass dieser Tiefpunkt der jüngeren RZ-Geschichte längst überwunden ist, und sich die graphische Qualität der Arbeiten dem Niveau des Prä-Computerzeitalters angleicht. Zudem beginnen sich jetzt endlich dank der Einbindung zusätzlicher Graphik-Software - wie zum Beispiel „COREL PHOTO PAINT®“ – die ersten wirklichen PC-Dividenden für die Risszeichnerei abzuzeichnen, wie man sie zum Beispiel in den neueren Graphiken von Georg Joergens erkennen kann.

LEGENDE:

1)  Für Christoph Anczykowski, den Verfasser dieser Zeilen, stand auch das Jahr 2001 risszeichnerisch wieder ganz im Zeichen der Großraumschiffe. Dem, statistisch noch zum RZ-Jahrgang 2000 zählenden, 800-M-Raumer der WÄCHTER-Klasse (PR 2051) folgte als Gemeinschaftsarbeit mit Gregor Paulmann die Risszeichnung des PR-Flaggschiffes LEIF ERIKSON. Dieser 1800 m durchmessende Kugelraumer der ENTDECKER-Klasse zeichnet sich durch die besondere Ehre aus, innerhalb weniger Monate gleich dreimal in verschiedenen PR-Publikationen abgedruckt worden zu sein. Die Erstversion in PR 2067 geriet wegen des überlangen Beschreibungs-Textes und eines Formtiefs der Verlagsdrucker zu einem optischen Fiasko in DIN A5 – Größe, woraufhin RZ-Redakteur Hubert Haensel die Zeichnung den Lesern in PR 2076 noch einmal graphisch-adäquat präsentierte. Auch Oliver Johanndrees reagierte in seiner Rolle als Layout-Designer des PRFZ-Magazins SOL und veröffentlichte die RZ in DIN A3 - Posterqualität auf den Mittelseiten der SOL-Ausgabe Nr. 23. Mit diesem einmaligen Dreifach-Abdruck ist die lange Geschichte des ENTDECKER-Entwurfes jedoch noch nicht beendet – mehr zu den beiden Vorläufer-Zeichnungen aber erst später. Das schon lange angekündigte Schlachtschiff der NOVA-Klasse, die dritte Großraumer-RZ des Jahres 2001 aus Anczykowski-Produktion, ging ebenfalls an Oliver Johanndrees, der sie als Exklusiv-RZ für die von ihm mit-herausgegebene Risszeichnungs-CD (s.u.) bestellte. An Datenblättern veröffentlichte Christoph Anczykowski zunächst Die Aagenfeldt-Barriere (PR 2056). Das darin dargestellte Transmitterschiff der BARBAZOON-Klasse tauchte dann auch im PR-Roman Nr. 2067 auf, wobei aber dem Zeichner die tiefere Bedeutung des Schiffsnamens „ANN ZYKOW“ erst nach einem deutlichen Hinweis durch den Autoren Hubert Haensel klar wurde. In PR 2092 folgte dann noch das DB Terranische Hangar-Technologie I – Gravitraf-Betankungssonde; wobei die Fortsetzung dieser kleinen DB-Serie gesichert erscheint, da mittlerweile auch andere Risszeichner ihr Interesse an diesem Sujet bekundet haben. Abgeschlossen wurde im Jahre 2001 auch die Veröffentlichung seines RZ-Technik-Lexikons, das als technische Einstiegshilfe für Neuleser gedacht ist.

 

2)  Lars Bublitz hat sich mittlerweile der Computer-Fraktion des Risszeichner-Teams angeschlossen und präsentierte in dem zurückliegenden Jahr das „Blütenschiff der galaktischen Krone“ (PR 2063). Da die RZ in seinem so typischen Freeform-Stil gehalten ist, vermochte ihr selbst die COREL DRAW® - Software nur wenig Schädliches anzuhaben. Seither hat man aber in der RZ-Redaktion nichts mehr von ihm gehört, und es bleibt abzuwarten, ob er mittlerweile nicht in das Lager der RZ-Emigranten (s.u.) abgewandert ist.

 

3)  Ob Newcomer Sascha Doepper das ewige Talent bleiben oder einmal an die kreative Spitze des RZ-Teams vorstossen wird, ist bisher noch nicht entschieden. Seine RZ Trägerkreuzer VON MÜNCHEBERG (PR 2099) beschäftigte über anderthalb Jahre in immer neuen Varianten die ihn beratenden Profi-Risszeichner, wobei die Unterschiede zwischen den einzelnen Versionen für diese oft nur schwer zu erkennen waren. Letztendlich bewirkte es erst eine Mischung aus Bitten und Drohungen seiner Mentoren, dass er die Arbeiten an dieser RZ endlich abschloss und eine Kopie an Hubert Haensel schickte. Die VON MÜNCHEBERG ist zweifellos die aufregendste Erstlings-Arbeit der letzten Dekade und lässt selbst altgediente RZ-Profis vor Neid erblassen. Sascha verfügt über ein ungewöhnliches kreatives Potential, und ein zukünftiges Mitspielen in der Sedlag - Liga scheint möglich. Allerdings muss er sich hierfür erst noch einen zeitlich stärker fokussierten Arbeitsstil angewöhnen, Termin-Aufträge nach Exposé stehen daher noch nicht zur Debatte. (ein Punkt zuviel)

 

4)  Wann isst oder schläft Georg Joergens eigentlich ? Diese Frage muss sich jeder stellen, der die zahlreichen Projekte des Multi-Funktionärs der RZ-Szene mitverfolgt. Wie viel Arbeit in der Betreuung des RISSZEICHNUNGS JOURNALS, der RZJ-Homepage und der RZ-Sammelmappe steckt, kann man nur erahnen – sicherlich mehr als genug für das Jahres-Pensum eines „normalen“ PR-Aktivisten. Aber auch außerhalb des Perry Rhodan Universums tanzt Georg Joergens auf vielen Hochzeiten: Neben seiner schon etwas länger zurück liegenden Beteiligung am PR-Sammelkartenspiel zeichnet er z.B. für die Exklusiv-RZ MEGATAO zu Andreas Eschbachs SF-Roman QUEST verantwortlich, einer soliden, aber leider etwas uninspiriert wirkenden Computer-Arbeit. Ebenso engagiert er sich bei STAR TREK, in dessen deutschem Magazin TREK WORLD er die Risszeichnungen der USS DEFIANT und eines Runabout-Shuttles als Poster präsentierte - zwei absolute Spitzenarbeiten, die den Vergleich mit den PARAMOUNT-Profis in keinster Weise zu scheuen brauchen. Dazu kommen noch zahlreiche Projekte aus dem Bereich anderer SF-Serien wie z.B. RAUMPATROUILLE ORION, BABYLON 5, SPACE 2063 und ANDROMEDA, die aber vorerst nur für sein Privat-Portofolio bestimmt bleiben. So ist es auch kaum verwunderlich, dass sich im RZ-Jahrgang 2001 „nur“ drei seiner Arbeiten finden. Während das DB Gyrobike TAURUS (PR 2080) die etwas eigenwillige Interpretation eines Antigrav-Motorrads aus dem PR Universum darstellt, verschafft die RZ Anzug des Mohodeh Kascha (PR 2087) dem Betrachter einen seltenen Einblick in die Haute-couture der Superintelligenzen. Dritter im Bunde ist das DB Rhodans Anwesen in der Solaren Residenz (PR 2088), das vermuten lässt, dass es in der LFT trotz Flotten-Neubauprogramm keine Probleme mit der Verschwendung von finanziellen Mitteln gibt.

 

5)  Schneller als Sascha Doepper schaffte es Tobias Marecek, ein weiterer Neuzugang des RZ-Jahres 2001, Aufnahme in das RZ-Team zu finden. Seine beiden im RZJ publizierten Arbeiten aus dem WARHAMMER-Universum INFEKTOR und Höllenfeuerbomber MK 189 (beide RZJ 113) boten sowohl ein ungewöhnliches Design als auch Hinweise auf ungewöhnliche gestalterische Fertigkeiten an der Computer-Tastatur. Dieser wirklich gelungene Einstand wurde dann auch prompt mit Exposé - Aufträgen durch Hubert Haensel belohnt. Während der PONTON-Tender (PR 2075) teilweise noch ein wenig steif wirkt, bietet der Schwere Kreuzer der Plophoser (PR 2095) schon erstaunliche Details. Die Risszeichner-Kollegen können z.Zt. in der RZ-Sammelmappe die „work in progress“ – Version seines neuesten Projektes begutachten, und alles spricht dafür, dass sich Tobias innerhalb des RZ-Teams zu einer permanenten Größe entwickeln wird.

 

6)  Das bekannte Risszeichner-Doppel Oliver Johanndrees und Günther Puschmann hat sich zwar vor zwei Jahren aus dem RZ-Tagesgeschäft zurückgezogen, widmet sich aber jetzt dafür um so intensiver dem Merchandising dieser Zeichnungsart. Mit der gemeinsam gegründeten Werbeagentur JPVisualisierung (JPV) haben sich beide als erfolgreiche RZ-Entrepreneurs des elektronischen Zeitalters erwiesen. Die in Zusammenarbeit mit Georg Joergens entstandene CD-ROM RZ-Toolbox, eine COREL DRAW® - kompatiblen Sammlung mit dem gesamten elektronischen Aggregate-Fundus des Zeichnertrios, verkauft sich überaus erfolgreich und bietet dem PC-erfahrenen Fan die Möglichkeit, eigene RZ-Fähigkeiten am heimischen Computer zu erproben. Aggregate aus dieser CD werden jetzt auch zunehmend in den aktuellen Perry Rhodan - Exposés gesichtet. Das neuste JPV-Projekt ist die CD-ROM RZ-Collection, die vielleicht einmal die Nachfolge der alten RZ-Sammelbände antreten könnte. Auf ihr finden sich 50 klassische RZ´s, deren Wiederabdruck den Umstrukturierungen in den Nachauflagen zum Opfer gefallen war, ergänzt durch frei drehbare 3-D-Modelle der schönsten Aggregate sowie zwei Exklusiv-RZ´s. Sollte sich dieses Projekt ebenfalls als Erfolg erweisen, sind weitere Nachfolge-CD´s geplant. Des weiteren zeichnet das Duo für das Layout des PRFZ-Magazins SOL sowie des Magazins „phantastisch!“ verantwortlich, ebenso soll das Engagement bei den PR-Raumschiffmodellen von Revell fortgesetzt werden. Auf eine neue Großtat wie das Poster der SOLAREN RESIDENZ (PR 2000) warteten jedoch sowohl Zeichnerkollegen als auch Fans im Jahr 2001 vergebens – der Jubiläumsband PR 2100 bot nur die nicht besonders originelle Kopie des Roman-Titelbildes von Alfred Kelsner, obwohl es ursprünglich geheißen hatte, dass der Auftrag an JPV vergeben worden sei.

 

7)  Der Fleißpokal für das RZ-Jahr 2001 geht an Gregor Paulmann, der sich im Verlauf der letzten Jahre zu einer wichtigen Stütze des RZ-Teams entwickelt hat. Diesmal verwies er bei den PR-Veröffentlichungszahlen selbst hochaktive Zeichnerkollegen wie Andreas Weiss und Georg Joergens auf die Plätze, wobei sich der Löwenanteil seiner Arbeiten im Umfeld des Entdecker-Raumers LEIF ERIKSON bewegte. Zunächst entstand als private Freelance-RZ das 1500 m durchmessende Omniträgerschiff der NEBULAR-Klasse (PR 2064), um die Exposé - Redaktion zur Einführung eines neuen Großraumschiffes zu animieren. Letztere fand dann aber den Sprung von den „nur“ 800 m durchmessenden NOVA-Raumern (für) zu gewagt und beauftragte Rainer Castor, an dem Konzept für das neue Flaggschiff Perry Rhodans zu basteln. Ergebnis war die 1800 m (!) große LEIF ERIKSON, für deren RZ Gregor Paulmann verständlicherweise den Zuschlag erhielt. Die ursprüngliche Zeichnung fand jedoch wegen allzu Nasen-förmigen Design-Elementen nicht die volle Zustimmung der Redaktion und wurde daher zum ENTDECKER-Prototyp umgemünzt, der als REMOTE II – Klasse (PR 2059) Aufnahme in die RZ-Liste fand. Der Nebular-Kreuzer degenerierte veröffentlichungs-technisch zu einem DB und erschien zusammen mit dem ebenfalls von Gregor Paulmann stammenden Artikel Die Entstehung der ENTDECKER-Klasse (PR 2064). In seinem dritten ENTDECKER-Anlauf, der SNC 1-08-11 LEIF ERIKSON (PR 2067), beschränkte er sich schließlich nur auf den Aufriss und holte für das Design der Schiffshülle und des Dioramas Christoph Anczykowski an Bord. Betreff der weiteren Reinkarnationen des ENTDECKER-Raumers s.o. In das ENTDECKER-Umfeld gehört auch Gregor Paulmanns DB Hauptzentrale der LEIF ERIKSON (PR 2084), der dank Swen Papenbrock sogar der Sprung auf das Titelbild des PR-Romans 2088 gelang. Nur aus rein technischen Gründen nicht als DB´s zu verbuchen, sind die Darstellungen eines Permanentzapfers und eines PARATRON-Aufrissfeld-Konverters, die speziell für den Artikel „Das Hypertakt-Triebwerk“ (PR 2068) von Rainer Castor entstanden – obwohl sie mehr Details als so manches „richtige“ DB bieten.

 

8) Nach der bereits 1997 erfolgten Veröffentlichung einer Terranischen MERZ-Station (PR 1872) schaffte Mike Spreckelmann mit seiner ersten Computer-RZ Containerfrachter PALLAS (PR 2055) erneut den Sprung auf die Roman-Mittelseiten. Trotz eines recht kahlen Umfeldes weist die PALLAS eine Reihe schöner Details auf und wirkt für einen Quasi-Erstling recht überzeugend. Seitdem herrscht jedoch wieder totale Funkstille und es bleibt abzuwarten, ob wir erst wieder in 4 Jahren mit einer neuen Arbeit von Mike rechnen dürfen.

 

9)  Wer war Peter Sztandera ? Dieser in RZ-Kreisen weitgehend unbekannte Zeichner, der bisher nur durch sein DB, KonTEV-Stufer (PR 1132) hervorgetreten war, ist laut REPORT-Intro PR 2104 tragischerweise verstorben, bevor er die Mitteilung über die Annahme seiner zweiten Arbeit durch Hubert Haensel erhalten konnte. Seine (wohl leider letzte) RZ Leichter Aufklärer (PR 2104), die als Datenblatt erschien, ist für eine Debütarbeit hervorragend gelungen, und bietet zudem einen ungewöhnlich kreativen Beschreibungstext.

 

10)  Auch weiterhin bleiben die Computer-generierten Risszeichnungen von Andreas Weiss bei den Kritikern der RZ-Szene umstritten, zeitweilig mussten seine Arbeiten sogar als Beleg für die große „COREL® - Katastrophe“ herhalten. Dabei muss man ihm hoch anrechnen, dass er nicht wie andere RZ-Kollegen graphischen Problemzonen durch einfaches Weglassen aus dem Weg geht – leider sind jedoch die diesbezüglichen Ergebnisse nicht immer voll befriedigend. Was er zustande bringt, wenn er sich ausreichend Zeit für seine Arbeiten nimmt, zeigt das Installationsschiff aus dem Lande DOMMRATH (PR 2071), welches ihm den Beifall auch seiner Kritiker einbrachte. Der Arkonidische Trägerkreuzer der DOR-KATI-Klasse (PR 2079) ist eine schöne Fleißarbeit mit interessantem Aufriss, die jedoch leider die COREL DRAW® - übliche Langweile nicht ganz vermeiden kann. Einen Rückfall in alte Zeiten stellt dagegen das Frachtschiff der Gefirnen (PR 2091) dar, welches vor allen Dingen wegen des drögen Umfeldes graphisch nicht überzeugt. Insgesamt fällt jedoch bei Andreas’ Arbeiten eine stetige Qualitäts-Steigerung auf, und es darf gehofft werden, dass sein persönlicher PC-Knoten jetzt endgültig geplatzt ist.

 

11)  Sollten die „Unkenrufe aus Waiblingen“ am Ende doch berechtigt gewesen sein ? Von Gregor Sedlag, dem (ehemaligen ?) Design-Guru des RZCD, der Anfang der 80er Jahre mit insgesamt nur 20 Arbeiten die Risszeichnungen und Datenblätter graphisch revolutionierte und dabei heute noch gültige Maßstäbe setzte, hat man leider in den zurückliegenden 5 Jahren nur wenig gehört. Sein einziger aus diesem Zeitraum bekannter Verlags-Auftrag ist die Poster-RZ der SOL für Band 1900 geblieben, die er jedoch wegen Arbeitsüberlastung an Oliver Johanndrees abgeben musste. Ganz „Gafia“ (gone-away-from-it-all) vom RZ-Geschehen ist er glücklicherweise nicht – so war er u.a. Teilnehmer an den RZ-Treffen auf dem Weltcon und dem PR-Fest in Garching. An neuen SF-Arbeiten hat er aber seither nur die RZ einer Weltraumrakete (?) präsentiert, eine im wahrsten Sinne des Wortes plakative Arbeit, da für ein Werbeposter konzipiert. Mit ihrem knuddeligen 50er-Jahre-Design würde sie Nick dem Weltraumfahrer ein nostalgisches Zuhause bieten. Ansonsten aber lebt Gregor Sedlag weiterhin nur von alten Großtaten – im Jahre 2001 überarbeitete z.B. Georg Joergens die Sedlag-RZ Einfußraumer auf elektronischem Wege farbig (RZJ 113) und schuf damit eines der gelungensten Titelbilder in der Geschichte des RZJ. Auch Daniel Schwarz scheint der zeichnerischen Lustlosigkeit anheim gefallen zu sein. Seine erste Computer-RZ einer Microjet (PR 2039) blieb vorerst auch seine letzte, und Hubert Haensel wartet immer noch vergebens auf die Fertigstellung einer weiteren in Auftrag gegebenen Exposé-Arbeit. Aber Daniel ist wie sein Design-Stil: einfach unberechenbar. Und so ist es durchaus möglich, dass ihn die Zeichenlust doch wieder packt und er irgendwann mit einer neuen Arbeit auf der Matte steht. Unklar bleibt weiterhin der Status von Heinz Haßfeld, dem „großen Schweiger aus dem Süden“. Seit seinem letzten RZ-Auftrag Kreuzschiff der Varmiren (PR 1971) ist der Kontakt zur RZ-Redaktion völlig abgebrochen, ohne dass genauere Hintergründe bekannt sind. Vielleicht liegt’s aber auch daran, dass seine nächste Exposé - RZ komplett am Computer entstehen sollte. Mark Fleck legte dagegen im Jahre 2001 nur eine kreative Pause ein und hat sich in diesem Jahr mit einer neuen Zeichnung zurückgemeldet. Definitiv aus dem RZ-Team ausgeschieden ist allerdings André Höller, der auf insgesamt 53 Veröffentlichungen bei Atlan und Perry Rhodan zurückblicken kann, und einst zu den aktivsten Zeichnern gehörte. Er widmet sich zur Zeit ausschließlich anderen Interessen wie dem Industrial Design und dem Modellbau und hat deshalb die Risszeichnerei bis auf weiteres an den Nagel gehängt.

© Christoph Anczykowski 2002